08
Mrz 13

Blaue Stunde im Elsaß


In den farbenfrohen Dörfern des Elsaß findet man oft in kräftigen Blautönen verputzte Häuser.


Dieses „Hanauer Blau“ war ursprünglich vor allem im Hanauerland (Le pays de Hanau)  zu finden. Diese Bezeichnung umfaßt auf der französischen Rheinseite das Gebiet nördlich von Straßburg und auf dem deutschen Ufer die Gegend rund um Kehl in Mittelbaden. Den Namen verdankt die Region den Grafen von Hanau-Lichtenberg, in deren Besitz sie lange war.

Ursprünglich waren kobaltblaue Häuser ein Hinweis auf arme Hugenotten, denen das dem reformierten Glauben anhängende Grafengeschlecht Zuflucht bot. Die Hugenotten konnten sich oft das bei den wohlhabenden Elsässern beliebte teure Weiß und Ocker nicht leisten und griffen daher zur blauen Putzfarbe, die ein billiges Abfallprodukt der Bleiherstellung war.

Natürlich sind die heute verwendeten blauen Putzfarben gesundheitlich unbedenklich!


Wir besuchten im letzten Sommer das Hanauerland und erlebten unvergeßliche ´blaue Stunden´ im verträumten Dörfchen Uttenhoffen nördlich von Straßburg . In der strahlenden Augustsonne wetteiferten etliche leuchtend kobaltblau gestrichene Häuser mit dem strahlenden Blau des Sommerhimmels und den Mauvetönen der üppig blühenden Hibiskussträucher.


Nach einem guten und preiswerten Menu in einem Landgasthof mitten im Dorf fanden wir direkt an der verschlafen in der Sonne dösenden ´Hauptstraße´ ein Kleinod für Romantiker bzw. für Liebhaber alter Landhäuser und idyllischer Countrygärten: Le Jardin de la Ferme Bleue.


Wirklich einmalig ist das herrschaftliche  ´Kavaliershaus´ mit seinen graziös-verspielten Rokoko-Elementen. Bei unserem Besuch war es außerdem von herrlichen, rosarot blühenden Hortensiensträuchern flankiert, die mich unwillkürlich an ein Gefolge schöner Hofdamen in üppig mit Rüschen besetzten Reifröcken erinnerten.


Ein mit Seerosen bewachsenes Wasserbecken am Kavaliershaus war ebenfalls von einem romantischen, rosa Blütenflor umgeben.


Wenn man das große Hoftor durchschritten hat, bietet das ehemalige bäuerliche Anwesen eine schöne Hofsituation, die man von der Straße aus nicht erwartet hat oder gar einsehen kann.


Typisch für den kreativen Umgang der Elsässer mit Farbe: die Kombination der in einem leuchtenden, türkisigen Grünblau gestrichenen Fensterläden zum  kobaltblauen „Hanauer Blau“!


Durch die Vielzahl der ehemals landwirtschaftlichen Gebäude auf dem Gelände bieten sich dem Besucher immer wieder neue Durchblicke, viele kleine Hofsituationen mit versteckten Winkeln und Gartenräume mit unterschiedlichem Charakter.


In einer großen ehemaligen Scheune und im Gartenbereich davor gibt es ein sich bescheiden `Tea-Room´nennendes, aber sehr greräumiges und  stilvoll eingerichtetes Restaurant. Hier konnte ich mir sofort vorstellen, daß es sich sicher auch wunderbar für eine Hochzeit auf dem Land oder sonstige Familienfeiern eignen würde.


Ein nostalgisches Gewächshaus mit seinem schönen, antiken Fliesenboden und seiner Fülle an reifenden Tomaten und Feigen ließ sowohl mein Herz als Liebhaberin von ´Vintage´höher schlagen, wie es auch mein Gärtnerherz entzückte.


Auch mit Vintage-Charme: die traditionelle, blaugrün gestrichene Holzpyramide mit Kapuzinerkresse. Der in Frankreich ´verdigris´genannte Farbton und der Bewuchs erinnerten mich an Monets Garten in Giverny. Den würde ich gerne einmal wiedersehen!


Ich liebe die besondere, schwebende Stimmung von Schattengärten! Deshalb hatte es mir dieser schattige Gartenteil besonders angetan.


Über weitere Eindrücke von meinen Besuchen in dem wundervollen Garten des ´blauen Hauses´ und in anderen Gärten habe ich übrigens auch im gerade neu erschienen Country Charme Bestellmagazin geschrieben.

Das Magazin könnt Ihr hier gratis bestellen.

Bestellmagazin