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Jun 13

Impressionen von der Chelsea Flower Show 2013 in London, Teil I

P1060288Ein Königreich für eine Karte!
(frei nach Shakespeare)
Karten für das hundertste Jubiläum der renommiertesten Gartenschau der Welt im Mai in London? „Total ausverkauft!“ hieß es schon im Januar. Die Rettung war die großzügige Einladung einer englischen Firma, mit der ich über 20 Jahre lang freundschaftlich zusammengearbeitet habe. Als wir dann Pfingsten in England ankamen, hörten wir, der Schwarzmarktpreis für eine Tageskarte für Chelsea stehe bei 600 Pfund. Wir überlegten kurz, ob wir vielleicht unsere Karten verkaufen und uns ein paar Tage in Saus und Braus gönnen sollten… Aber das, Spaß beiseite, hätten wir doch nur bitter bereuen können! Denn die Jubiläumsshow im Park des Royal Hospital direkt an der Themse war wieder einmal…

P1060292…ein begehrtes gesellschaftliches Ereignis…

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_1020034 …mit exklusiven Ausstellern…

P1060522…und grandiosen, von der ceme de la creme der Gartendesigner gestalteten Show-Gärten, die voller wunderbarer Eindrücke und Inspirationen für alle Gartenbegeisterten waren. Die Bandbreite reichte dabei vom urenglischen, romantischen Countrygarten oben im Bild bis zu einem wunderbar meditativen Japangarten mit seinen murmelnden Bächlein und kleinen Wasserfällen unten

_1020373Immer wieder sensationell: Die Schaugärten

P1060466-2Für die prestigeträchtigen Schaugärten scheuen die Sponsoren weder Kosten noch Mühen. Dieser oben im Bild wurde zum Beispiel von einer der größten britischen Vermögensverwaltungsgesellschaften finanziert. Spektakulär die perfekt geschnittene, aufwendige ’stilted hedge‘, eine virtuos auf Hochstämmen gezogene Heckenform, mit der britische Gärtner gerne ihre große, handwerkliche Meisterschaft beweisen. Wie alle Pflanzen wurde diese Hecke aus einer Premium-Baumschule komplett nur für die Ausstellungstage nach Londom transportiert und ausgepflanzt.

P1060350Architektonisches wie schön und phantasievoll gepflasterte Wege…

P1060212…Treppen…

_1020329 … Mauern…

P1060234…Wasserbecken…

P1060525…und Pavillons spielen in englischen Gärten traditionell eine wichtige Rolle. In Chelsea ist es natürlich Ehrensache, daß diesbezüglich in den aufwendigen ‚Show gardens‘ auch für die wenigen Ausstellungstage keinesfalls ‚improvisiert‘ wird. Alle architektonischen Gartenelemente werden nach allen Regeln der Handwerkskunst gepflastert, gemauert oder betoniert und verkleidet, als seien sie für eine Ewigkeit bestimmt und nicht für fünf kurze Tage.

_1020304Das Gleiche gilt für die Bepflanzung der Show-Gärten, die selbstverständlich so perfekt und auf den Punkt blühend sein soll wie in einem gut gepflegten, lange Jahre eingewachsenen Garten.

P1060306Prinz Harrys Garten
Die königliche Familie gehört von jeher zu den treuesten Besuchern der Chelsea Flower Show. Auch in diesem Jahr sah man z.B. die Queen samt Prinz Philip, Charles und Camilla, und Prinz Andrew mit einer seiner Töchter. Einen wahren ‚Hype‘ bei Medien, Besuchern und bei der königlichen Verwandtschaft löste jedoch der Garten aus, den Prinz Harry seiner Wohltätigkeitsorganisation „Sentebale“ („Vergißmeinnicht“) gewidmet hatte. Diese Stiftung, die der junge Prinz 2006 zusammen mit Prinz Seeiso von Lesotho gründete, kümmert sich um bedürftige Kinder in Lesotho, weshalb der Garten auch eine typische Szene…

P1060308…und authentische Flora aus diesem afrikanischen Land präsentierte.

P1060313In meinem zweiten Bericht von der Chelsea Flower Show 2013 werde ich Euch von den auffälligsten Bepflanzungstrends der Gartendesigner berichten. Welche Pflanzen sind derzeit besonders ‚in‘ und welche ‚angesagten‘ Blütenfarben werden in der nächsten Saison die Gärten schmücken…

Doch zunächst wünsche ich Euch allen ein sommerliches Wochenende OHNE Regen im eigenen grünen Umfeld!


27
Sep 12

Wanderung durch einen Feenwald


DER WEG IST DAS ZIEL
Wir kommen von Maccagno am Ostufer des  Sees, auf einer der vielen schmalen Straßen, die sich in zahllosen Kurven und Serpentinen in die mächtig aufragenden, dicht bewaldeten Berge winden. Auch hoch droben und in steilster Lage locken immer wieder pittoreske Bergdörfer mit ihren rustikalen Natursteinhäusern und verwinkelten Gassen und Treppen  zum Erkunden.

Sie ´überreden´ uns zu einem kleinen Abstecher, bezaubern uns mit  bunter Blütenpracht, spektakulären Aussichten auf den See und mit in der Sonne dösenden Katzen.

DER FEENWALD Der lichte Wald, der uns auf unserer ´Gratwanderung´ begleitet, ist einfach überwältigend schön: tausende von Birken mit ihren weißen Stämmen und ihren anmutigen Blätterschleiern bilden ihn.

Birken hatte ich bisher eher mit nordischen Wäldern in Verbindung gebracht. Da gibt es bei mir eine alte Erinnerung an einen nordisch-mystischen Birkenwald im schwedischen Hälsingland, der Boden bedeckt von Moospolstern und unzähligen Fliegenpilzen. Und mittendrin die einsame Hütte des alten, aus der Welt gefallenen Lars-Johan, der, wie man raunt, viele Jahrzehnte im Zuchthaus saß wegen der heißblütigen Eifersuchtstat seiner Jugend… aber das ist eine andere Geschichte. Also hier, hoch über dem Lago Maggiore, ein italienischer Birkenwald in der heißen, mediterranen Sommersonne! Ein Wald wie ein stattliches Ensemble gut gelaunter, weiß gewandeter Feen, die sich geschmeidig in der warmen Brise hier oben und in dem schmeichelhaften mediterranen Licht dehnen und räkeln.

Unvergeßlich auch das fortwährende murmelne Rascheln und Rauschen all der vielen, vom leichtesten Hauch bewegten Birkenblätter. Hier oben, weitab von allen Geräuschen der Zivilisation, ist das der anmutige Chor, der unsere Wanderung begleitet.

DIE GOLDENEN ELFEN Zu Füßen der Birken-Feen tanzte über weite Strecken ein graziöses ´Corps de ballet´ goldener, elfenhafter Geschöpfe, zusammen mit eleganten Kavalieren in Gestalt von Farnwedeln. Verschwenderisch bedeckte diese Pflanzengesellschaft große Flächen, floß anmutig die Hänge hinab und stand ebenso graziös still wie sie sich dann wieder im leichten Sommerwind wiegte. Wir konnten uns nicht sattsehen an dieser heiteren Anmut in immer neuen Variationen.

WER KANN WEITERHELFEN? Zu meiner Betrübnis muß ich allerdings gestehen, daß es mir bisher nicht gelungen ist, den botanischen Namen der goldenen ´Elfen´ zweifelsfrei ausfindig zu machen. Vielleicht kann hier ein(e) Leser(in) weiterhelfen und mir verraten, wie diese schöne Wilde heißt? Das würde mich sehr freuen!

RAST IM GRÜNEN Ein Gasthaus gibt es hier oben nicht. Auch keine Picknickplätze oder auch nur eine Bank. Man ist allein mit der Natur und sich selbst und dem Inhalt seines Rucksacks. Wir ließen uns einfach nieder inmitten des breiten, grasbewachsenen Weges durch den verzauberten Wald und genossen unsere bescheidene Wegzehrung. Der Boden war weich gepolstert und sonnenwarm, schöne Schmetterlinge umgaukelten uns. Eines der zarten Geschöpfe erkor ausgerechnet den Wanderstiefel meines Mannes für die Dauer unseres Aufenthalts zu seinem Platz zum Sonnenbaden.

BELLAVISTA Während wir auf dem Gratweg entlang gingen, hatten wir über weite Strecken gleichzeitige Ausblicke in zwei Täler: linkerhand lag tief unten der blaue Lago Maggiore und zur anderen Seite hatten wir atemberaubende Blicke in das vom Fluß Giona tief unten durchflossene Veddasca Tal und auf die angrenzende Berglandschaft mit ihren unendlichen, smaragdenen Laubwäldern aus vor allem Eichen und Eßkastanien.

Spektakulär auch die in den Gegenhang wie Skulpturen eingefügten Dörfer des Veddasca Tals, wie hier Curiglia, das wir sogleich zu besuchen beschlossen.

DAS ALTE BERGDORF Den Wendepunkt unserer Rundwanderung erreichten wir bei einem uralten Steindorf. Zwar trifft man hier oben immer noch Kühe und Ziegen, aber aus den ehemaligen Rusticos zur Bewirtschaftung der höher gelegenen Weiden sind, sehr authentisch renovierte, archaisch wirkende Ferienhäuser geworden. Den durstigen Wanderer erfreut inmitten des alten Weilers ein öffentlicher Brunnen mit gastlicher Bank und grandioser Aussicht. Von hier aus kann man dann auf einer weiter talwärts gelegenenen Forststraße bequem zum Passo della Forcora zurückkehren.