Sollte es Euch jemals nach Wales verschlagen, dann solltet Ihr unbedingt Bodnant House bei Conwy in Nord-Wales besuchen! Dieser Landsitz ist definitiv ein Juwel für Naturliebhaber, passionierte Gärtner und Freunde des Landlebens gleichermaßen.
In England hatte ‚Landleben‘ von jeher einen überaus hohen Stellenwert. Der englische Adel lebte, im Gegensatz zum französischen, traditionell auf dem Land und bewirtschaftete seinen Besitz. Und auch für den Normalbürger, egal ob superreich oder mit eher durchschnittlichem Einkommen, waren und sind ein ‚Cottage‘ auf dem Land samt zugehörigem ‚Country Garten‘ definitiv das Objekt der Begierde.
BODNANT HOUSE
Bodnant House ist einer der unzähligen Landsitze, wie sie sich reiche Industrielle des goldenen viktorianischen Zeitalters leisteten.Ursprünglich 1792 gebaut, wurde das imposante, aber dennoch behagliche Landhaus ab 1874 zum Familienheim eines erfolgreichen,später geadelten Unternehmers. Das Haus ist nach wie vor bewohnter Besitz der Aberconways und kann daher innen leider nicht besichtigt werden. Aber auch von außen sind seine architektonischen Details schön und inspirierend anzusehen, zumal viele Leute in GB nach wie vor nach dem Vorbild historischer Häuser mit traditionellen Elementen bauen wollen.
Bodnant House steht auf einer Anhöhe des in ein kleines Flußtal abfallenden Grundstücks…
… und verfügt nach allen Seiten über fantastische Blicke in die malerische Hügellandschaft des Snowdonia Nationalparks.
DER VIKTORIANISCHE WINTERGARTEN
Das viktorianische Zeitalter war aufgrund neu entwickelter Techniken die Ära der ambitionierten Stahl-/Glaskonstruktionen wie zum Beispiel des riesigen Gewächshauses von Kew Garden in London. Aber auch wohlhabende Privatleute bauten sich geräumige und dekorative Wintergärten als Aufenthaltsort für empfindliche Pflanzen und Menschen.
Der Wintergarten von Bodnant House ist mit typisch viktorianischen Schmuckelementen dekoriert. Zum Beispiel mit einem besonders aufwändigen, repräsentativen ‚ridge cresting‘, einer eisernen Zierleiste entlang des Dachfirstes. Der geräumige, lichtdurchflutete Anbau bietet bei jedem Wetter behagliche Wohlfühlatmosphäre und entfaltet innen wie außen veritablen Country-Charme.
BODNANT GARDEN
Der 32 Hektar große Grundbesitz von Bodnant House gehört heute dem National Trust und kann besichtigt werden. Der Garten erstreckt sich über mehrere Ebenen.
Die oberste Ebene, rund um das elegante Country House, hat weitläufige Terrassen mit Balustraden im italienischen Stil und ausgedehnte Rasenflächen zu bieten.
Auch viele dekorative Gartenornamente wie diese Sonnenuhr…
… oder dieser Brunnen schmücken den oberen Gartenteil in der Nähe des Herrenhauses.
Natürlich gibt es hier auch dicht bepflanzte, gemischte Rabatten zu bewundern…
…die auch im Herbst noch im üppigen Blütenschmuck prangen.
DIE GROSSE PERGOLA
Eine traditionelle, hölzerne Pergola mit wunderbar harmonischen Proportionen zieht sich viele Meter lang…
…durch den oberen Garten.
DIE EHEMALIGE ‚PIN MILL‘
Eine Extravaganz als ‚Gartenhaus‘ ist zweifellos die eine der mittleren Gartenterrassen einnehmende ‚Pin Mill‘, ein im 18. Jahrhundert an anderer Stelle stehendes Gebäude, das tatsächlich der Herstellung von Nadeln (‚pins‘) diente. Der Besitzer von Bodnant House ließ das zu industriellen Zwecken nicht mehr genutzte Bauwerk wegen seiner unbestreitbaren ästhetischen Reize Stück für Stück abbauen und in seinem Garten akkurat wieder errichten.

Umgeben von formalen Wasserbecken, wurde dieses eher an ein elegantes Lustschlösschen gemahnende Gebäude von der Familie lange als stilvolles Teehaus genutzt.
„THE DELL“
Die unterste Ebene von Bodnant Garden nimmt „The Dell“ ein, ein hochromantisches Tal, durch das mit silbrigem Geglitzer und hurtigem Gemurmel ein kleines Flüßchen dahineilt.
Von vielen zierlichen Brücken kann man das quicklebendige Wasser beobachten und immer wieder von einer Seite zur anderen lustwandeln…
… hin und her gelockt von immer neuen Eindrücken des wunderbar ‚wilden‘ Gartens voller Hortensien, Kamelien und besonderer Bäume, der die Ufer des Flüßchens kunstvoll-natürlich begleitet.

Als mein Mann und ich zuletzt unseren Hochzeitstag in Bodnant Garden verbrachten, blühten die vielen blauen Hortensien noch verschwenderisch, aber zeigten hier und da bereits einen leichten Hauch von morbidem Verblühen. In der Luft schwebte so etwas wie eine hauchzarte Melancholie des Vergänglichen…
Vitalität hingegen strahlten die neuseeländischen Baumfarne aus, uralte Pflanzen, die in der hohen Luftfeuchtigkeit und dem milden Mikroklima des kleinen Flußtales gedeihen.
Auch die kraftvollen, feuerroten Freilandfuchsien ersticken etwaige trübsinnige Gedanken mit ihrer fröhlichen Ausstrahlung im Keim. Und spätestens der köstliche ‚Walnut Coffee Cake‘ auf der sonnigen Terrasse des Tearooms war dann wieder, im Verein mit den traumhaften Blicken über den Garten und die umliegenden Hügel, vollends ganz im heiteren ‚Hier und Jetzt‘ verankert.
Damit endet für heute unser Gartenbesuch in Bodnant Garden in Wales. Noch ein wenig mehr über das ‚Tal der Hortensien‘ dort könnt Ihr auch in meinem Post vom letzten Jahr „Hortensien – die Ballköniginnen der Gärten“ nachlesen
Außerdem lade ich Euch sehr herzlich ein, sich mit mir beim nächsten Mal noch ein wenig mehr in Nord-Wales umzusehen.
Laßt es Euch gut gehen bis dahin und seid ganz herzlich gegrüßt von
Eurer Christel