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Mrz 14

Ein Besuch in Claude Monets Giverny

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Zunächst muß ich mich bei Euch entschuldigen, daß ich Euch erst dieses Wochenende in die ländlich-idyllische Normandie entführen kann! Letztes Wochenende, für das dieser Ausflug eigentlich angekündigt war, hatte ich lieben Besuch von einer Freundin und weniger angenehmen von fiesen Rückenbeschwerden. Beides hielt mich vom PC fern. Und außerdem ist dieses Wochenende das Wetter ja deutlich frühlingshafter!

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Die Gegend ist reich an bezaubernden Landschlössern wie etwa Château de Canon, das inmitten eines ausgedehnten Parks im Stil des 18. Jahrhunderts liegt.

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Alleen mit uraltem Baumbestand führen zu klassischen Tempeln…

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… oder werden flankiert von Galerien mit antiken Büsten.

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Eine sehenswerte Rarität von Château de Canon sind seine ‚Chartreuses‘, eine Serie von dreizehn vollständig von hohen Mauern umgebenen und von mit Steinbögen überdachten Durchgängen untereinander verbundenen Gartenräumen. Ursprünglich als Obstgärten angelegt, sind diese dreizehn ummauerten Gärten mit ihrem geschützten Mikroklima inzwischen üppig mit blühenden Sträuchern, Stauden, Sommerblumen und Zwiebelgewächsen bepflanzt. Darunter sind viele alte Bauerngartenblumen wie Stockrosen, Rittersporn und Lilien und an den sonnenwarmen Mauern gedeiht ein dekoratives Geflecht von Kletterrosen, Feigen und sogar Passionsblumen.

Am Endpunkt des zentralen Weges, der gleichzeitig die Hauptblickachse bildet, thront anmutig Pomona, die Göttin der Früchte und Gärten.

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Sollte es Euch einmal in die schöne Normandie verschlagen, so kann ich Euch nicht nur einen Besuch von Château de Canon wärmstens empfehlen. Ebenso auch eine Visite im nicht weit entfernten obigen Château de Vendeuvre mit seiner heiteren Rokoko-Leichtigkeit.Vielleicht ergibt sich auch die Gelegenheit, hier im Blog einmal einen längeren Ausflug dorthin zu machen…

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Ein Besuch bei Claude Monet in Giverny

Heute aber führt uns nun unser Weg ins idyllische Dorf Giverny, das etwa 35 Kilometer nordwestlich von Paris liegt.Hier lebte und malte der große französische Impressionist Claude Monet 43 Jahre lang. Und schuf neben seinem malerischen Werk ein Gesamtkunstwerk aus einem fantasievoll und sehr persönlich gestalteten Landhaus und einem überaus farbenprächtigen Landhausgarten, gekrönt von einem Familienleben voller typisch französischer Landlust und Lebenskunst.

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Kaum ein Maler wird wohl so mit Heim und Wirkungsstätte identifiziert wie Monet mit dem Ensemble von typisch französischem Landhaus, benachbartem Atelier und prachtvollem Landhausgarten im Dörfchen Giverny. Die umliegende idyllische Landschaft und vor allem der von Monet mit Leidenschaft selbst angelegte und gehegte Garten inspirierten ihn zu zahllosen seiner großartigsten Werke, ja der Garten selbst ist ein bedeutendes Werk, komponiert nach den gleichen Prinzipien wie Monets Bilder und durchdrungen von Monets tiefem Gefühl für die Wirkungen von Licht und Farbe.

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Der ‚Clos Normand‘ – Monets Blumengarten

Eigentlich handelt es sich bei Monets Garten um zwei ganz verschiedene Gärten:Rund um das Wohnhaus der Familie liegt ein mit verschwenderischer Fülle bepflanzter bunter Blumengarten, der eine große Lebensfreude und Fröhlichkeit ausstrahlt. Man kann sich gut vorstellen, wie die Familie mit ihren häufigen Gästen auf der dem Haus vorgelagerten, etwas erhöhten, hölzernen Veranda saß und den Blick auf diese farbenfrohe Idylle genoß.

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Dieser Garten hat einen einfachen Grundriß mit einer geraden, breiten Mittelachse und wird von einem regelmäßigen Netz rechwinkliger Wege unterteilt. Der Garten liegt vollständig in der Sonne  und ist auch heute, genau wie zu Monets Zeiten, dicht bepflanzt mit unzähligen farbenfrohen Blumen, die die geraden Linien und Winkel überspielen und den überwältigenden Eindruck von Fülle und Farbenrausch vermitteln.

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Jede Jahreszeit bringt einen neuen bunten Korb von Blüten hervor wie z.B. Tulpen, Vergißmeinnicht, Goldlack, Schwertlilien, Mohn, Pfingstrosen, Rittersporn, Lupinen, Phlox, Duftwicken…

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… Dahlien, Sonnenblumen, Herbstastern und Japanische Anemonen.

Die Kompositionsprinzipien bei der Auswahl der Pflanzen für die üppigen Blumenrabatten waren für Monet die gleichen wie bei seinen Bildern: Vorrang hatten die Farben, die nach den Prinzipien von Harmonie und Kontrast zusammengestellt wurden. Deshalb bieten die langen Beete eine schier unerschöpfliche Fülle von Blütenkombinationen sowohl in virtuosen Ton-in-Ton Abstufungen wie in kühnen, kraftvollen Farbgegensätzen.

Nicht nur Monet selbst streifte täglich mehrmals durch seinen geliebten Garten, auch in seinem Familienleben spielte er eine Hauptrolle: Die große Familie nahm bei schönem Wetter gemeinsame Mahlzeiten im Garten ein, die häufigen Gäste wurden dort bewirtet und geradezu geheiligte Zeremonien waren der Nachmittagstee, für den Tisch und Korbstühle vor Monets Atelier-Salon aufgestellt wurden und der Apéritif, der am frühen Abend stets auf der hölzernen Veranda eingenommen wurde.

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Monets Wassergarten

Ein weitläufiger, japanisch inspirierter  Wassergarten mit ’natürlich‘ fließenden Formen und der von Monets Gemälden her berühmten , mit Glyzinien bewachsenen Brücke vollzieht einen totalen Wechsel von Stil und Stimmung.

Diesen Wassergarten bepflanzte Monet mit verwunschen wirkenden Trauerweiden, hochragenden Pappeln, Azaleen und Rhododendren, mit Bambus und üppigen Strauchrosen. Die geschwungenen Uferböschungen sind dicht bewachsen von Bambus, japanischen Strauchpäonien und Farnen, von Iris, Pestwurz und Fingerhut. Den Teich selbst versah Monet mit allen erdenklichen Sorten weißer, gelber, roter, mauve-und rosafarbener Seerosen, die er stundenlang von einer Bank am Ufer betrachten konnte und die ihn immer wieder zu Bildern inspirierten, zuletzt zu seinem Projekt der ‚Grandes Décorations des Nymphéas‘, das er noch kurz vor seinem Tod 1926 vollendete, heute zu bewundern in der Orangerie der Pariser Tuilerien-Gärten.

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Das Landhaus der Familie Monet
Sehr inspirierend finde ich persönlich auch die Besichtigung der Innenräume von Monets Haus. Auch diese gestaltete der Maler Monet persönlich und mit seinem untrüglichen Sinn für die Wirkung unterschiedlicher Farben im Zusammenspiel mit dem Lichteinfall. Farbgebung und Möblierung sind original und geben ein lebhaftes Bild vom genußvollen und behaglichen Landleben der Familie Monet.

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Hier zum Beispiel das sonnendurchflutete Speisezimmer…

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… oder die gemütliche Landhausküche. Beide Abbildungen stammen aus meinem hier folgenden Buchtipp:

Monets Haus, Ein Besuch in Giverny, Heide Michels, 144 Seiten, 110 farbige und 14schwarz-weiße Fotos, sowie 25 Abb. von Gemälden und Drucken

Das zauberhafte Buch erweckt das Landleben der Familie Monet durch anschauliche Schilderungen, unterstützt von historischen Schwarzweißfotos, zum Leben. Die Autorin führt mit zahlreichen stimmungsvollen Farbfotos durch den Garten und die ebenfallls von Monet gestalteten einzelnen Räume des Hauses und zeigt, daß dieses unkonventionelle, “impressionistische Gesamtkunstwerk” auch uns eine Fülle von Anregungen für sinnlich-entspannte ländliche Lebensart zu bieten hat:

Leider ist das Buch derzeit im regulären Buchhandel wohl vergriffen. Im Internet sind aber immer wieder gebrauchte Exemplare zu ergattern.

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Das Musée des Impressionismes Giverny

Unter den Künstlern, die Monets wachsender Ruhm schon zu seinen Lebzeiten nach Giverny zog, waren etliche amerikanische Maler, die sich zeitweise dort niederließen, um im Bannkreis des Meisters in der neuen impressionistischen Sehweise die weiche, wechselnde Lichtfülle der Normandie, die kleinen Flüsse, die Uferlandschaften mit ihren Pappeln und Wasserschwertlilien und die Weizenfelder in der Ferne  zu malen.

Einer dieser jungen Amerikaner, um die sich Monet seiner jungen Stieftöchter wegen anfangs große Sorgen machte, wurde dann schließlich sein Schwiegersohn: Theodore Butler.

Leider verlassen die meisten Besucher nach Besichtigung des weltberühmten Anwesens am Ortsrand  Giverny zügig. Folgt man stattdessen mit Muße der rue Claude Monet, so wird man nicht nur mit Ansichten des malerischen Ortes, der seinen altmodischen Charme bewahrt hat, belohnt, sondern gelangt zum Musée des Impressionismes.

Bis zum Beginn der Museumsferien im Juni könnten wir uns dort derzeit eine Ausstellung über „Impressionismus und die Amerikaner“ mit Werken von Mary Cassats, John Singer Sargent, Whistler, Monet, Edgar Degas und anderen impressionistischen Malern ansehen.

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Zum Ausruhen gibt es ein schickes Museums-Restaurant und eine Terrasse mit üppig bewachsener Pergola.Lohnenswert ist aber auch ein Blick auf den Garten des Museums. Der um das moderne Gebäude herum angelegte Garten ist eine Hommage an den großen Meister und ein Schmuckstück: Wie das berühmte Vorbild türmen die Rabatten verschwenderisch ganze Wogen von Sommerblumen und blühenden Stauden auf. Das Motiv starker Farbkontraste im Sinne Monets wird dabei  virtuos variiert.Ein Teil des großzügig dimensionierten und perfekt gepflegten Gartens huldigt aber auch dem moderneren Prinzip des monochromen Farbengartens.

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Das idyllische Landleben ‚en plein air‘, wie auf dem Bild von Frederick Carl Frieseke war ein bevorzugtes Motiv auch der amerikanischen Impressionisten.

Damit wären wir am Ende unseres Besuchs in Giverny. Wir könnten ihn im Teesalon des Museums ausklingen lassen und dann im ca 5km entfernten nostalgischen Provinzstädtchen Vernon den Zug nach Paris besteigen.

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Zum Schluß oben noch ein kleiner Vorgeschmack auf unseren nächsten Gartenausflug, zu dem ich Euch herzlich einlade! Er wird uns dann wieder nach England führen. Wie auch den Lesern des Country Charme Bestellmagazins 2014 auf Seite 27 angekündigt, besuchen wir Beth Chatto, die große alte Dame der englischen Gartenkultur, in ihrem traumhaft harmonieerfüllten und wunderschönen Garten in Südostengland.

Doch zunächst genießt das Wochenende mitsamt des uns verheißenen Frühlingswetters! Und laßt Euch am Montag nicht zu doll in den April schicken…

Mit herzlichen Grüßen
Eure Christel


15
Mrz 14

Tulpenpracht in Pashley Manor –
Ein Besuch in Pashley Manor, Teil II

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Als wir letztes Jahr Ende Mai in Pashley Manor Gardens waren …

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… blühten die Tulpen wegen des kühlen und verspäteten Frühjahrs …

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… noch überaus prächtig!

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Bei unserem gemeinsamen, virtuellen ‚Rundgang‘ in Pashley Manor am letzten Sonntag sind wir im frühlingshaften Countrygarten ja bereits überall …

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…den farbenfrohen Stars des Frühlings begegnet.

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Aber jetzt wollen wir uns noch einmal ganz gezielt auf die Spur der je nachdem zarten oder temperamentvollen Schönen begeben und den Anblick von Tausenden von Tulpen in voller Pracht genießen!

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Wenn man so viel Platz hat wie diese edle Dame, kann man sich einfach einen üppigen Hofstaat…

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… in allen möglichen…

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… wunderbaren Farbnuancen leisten…

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… die alle fein und harmonisch aufeinander abgestimmt sind.

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Man muß sich auch nicht entscheiden zwischen …

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… weißen Tulpen oder …

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…zart lavendelfarbenen Tulpen …

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… oder einer Sorte in kräftigem Magenta.

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Ein Beet in Rosatönen …

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…oder in kräftigem Rot wirkt aber auch sehr apart!

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Und gelbe Tulpen sind so himmlisch zart!

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Ein kleiner Seitenblick zeigt uns, daß auch dieser Mönch zartfarbige Begleitung hat! Panaschierte Blätter gehören übrigens zum englischen Gartenstil unbedingt dazu.

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Das wegen seiner klassischen Landhausbank nach deren Schöpfer genannte „Lutyens-Beet“

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…prangte dagegen in üppigem Tulpenflor…

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… in allen Farben des Regenbogens….

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Wie schön und fröhlich dieser Gartenbereich…

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… mit seiner bunten Tulpenmischung aussieht!

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Solch ein buntes Tulpenbeet ist natürlich ideal auch für einen kleineren Garten, wenn man sich einfach nicht auf ein bestimmtes Farbspektrum festlegen will!

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Damit verlassen wir für diesmal Pashley Manor. Ich kann aber diesen zauberhaften Garten nur jedem ans Herz legen, der mal in der Nähe sein sollte!

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Dieser besondere Garten war übrigens auch bei Besuchen in anderen Jahreszeiten und auch bei jedem Wetter immer eine Garantie für wunderbare Eindrücke und entspannte Stunden!

Man kann sich übrigens auf dem Gartenblog von Pashley Manor vorab jederzeit darüber informieren, was gerade besonders interessant und sehenswert ist…

DAS WEITERE PROGRAMM UNSERER ‚GARTENBESUCHE‘

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Wer das von mir gestaltete Bestellmagazin 2014 des Allgäuer Country Charme Versands vorliegen hat, dem sind vielleicht auf Seite 27 die Ankündigungen von   Gartenbesuchen auf meinem Blog aufgefallen.

Also in Château Val Joanis, Sissinghurst und Pashley Manor waren wir ja jetzt schon.

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Nächstes Wochenende treffen wir uns dann im malerischen Dorf Giverny in der Normandie zu einer Stippvisite von Atelier, Garten und Landhaus des großen französischen Impressionisten Claude Monet.

Seinen großen Landhausgarten gestaltete Monet höchstpersönlich mit der gleichen Intensität, mit der er malte. Im zauberhaften Landhaus der Familie Monet  kann man an der im Original erhaltenen Innenausstattung wunderbar die Gestaltung ‚farbiger‘ Landhaus-Interieurs studieren. Und man kann entzückt eintauchen in die dort noch immer fühlbare Atmosphäre des lebendigen und unbeschwerten Landlebens der französischen Großfamilie.

Und neben dem weltberühmten touristischen ‚Highlight‘ von Monets Anwesen bietet das idyllische Giverny übrigens durchaus noch andere Attraktionen, auf die wir einen Blick werfen sollten!

Zunächst Euch allen ein wunderschönes Wochenende!
Eure Christel


09
Mrz 14

Tulpen, Statuen & ein Titelfoto-Shooting –
Ein Besuch in Pashley Manor, Teil I

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Der Landsitz Pashley Manor bei Ticehurst in East Sussex und seine traumhafte, weitläufige Gartenanlage liegen nur …

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… einen hübschen, kleinen Spaziergang von King John’s Lodge entfernt, das ich Euch unlängst hier vorgestellt habe.

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Zwar ist Pashley Manor ein privater Wohnsitz, aber seine leidenschaftlich gartenbegeisterten und zu Recht auf ihr Werk stolzen Besitzer haben den Garten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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Und auch mit einem sehr schönen Restaurant mit einer herrlichen Gartenterrasse für Besucher ausgestattet. Hier kann man in idyllisch ländlichem Ambiente wunderbare ‚cream teas‘ oder ‚lunches‘ aus köstlich frischen, regionalen Produkten einnehmen und dabei die Blicke über das sanft abfallende Gelände schweifen lassen.

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Wir waren Ende letzten Mai nicht nur zum Vergnügen und zur Inspiration in England, sondern auch zum Fotografieren für das Country Charme Magazin 2014. Ein Besuch in Pashley Manor war für unseren letzten Aufenthaltstag vorgesehen.

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DAS MANOR HOUSE
Schon das stilvolle Herrenhaus auf dem Land ist etwas Besonderes: wenn man sich Pashley Manor von der idyllischen Landstraße her nähert, empfängt einem eine typische, mittelalterliche Fachwerk-Fassade von 1550.

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Dann war das Haus irgendeinem seiner Besitzer wohl nicht groß genug und es wurde 1720 einfach eine zweite Haushälfte von nahezu identischer Größe ‚aufgedoppelt‘!

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So daß man von der Gartenseite aus den obigen Anblick im frühgeorgianischen Baustil hat, der damals gerade in Mode kam. Auch sehr stilvoll!

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TULPEN & STATUEN
Der Garten von Pashley Manor, eine sehr persönliche und kreative Mischung aus klassischem englischen Landschaftspark und romantischem Countrygarten, ist besonders bekannt für seinen prachtvollen Frühlingsflor mit Tulpen und für die Gestaltung mit Gartenstatuen. Zu beiden Themen finden auch im Jahr 2014 wieder besondere Festivals statt:

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Tulip Festival 2014
Zum Tulpenfestival vom 23. April bis 5. Mai 2014 gibt es wieder eine Sonderausstellung und im Garten wurden von den Gärtnern knapp 30.000 (!) Tulpenzwiebeln neu gesetzt.

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Wie im letzten Jahr stammen diese wieder vom renommierten Züchter Bloms, der immerhin bereits 63 Goldmedaillen bei der Chelsea Flower Show gewonnen hat.

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Ausstellung „Sculpture in Particular“ 2014
Vom 24. bis 31. Mai 2014 findet dann in Pashley Manor die auch schon zur Tradition gewordene Ausstellung „Sculpture in Particular“ statt.

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Aber auch außerhalb dieser speziellen Skulpturenausstellung setzt der Garten von Pashley Manor…

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… stets einen besonderen Schwerpunkt…

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… auf Kunst im Garten.
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EIN TITEL FÜR COUNTRY CHARME
Wir hatten an diesen Maitagen in England die erklärte Absicht, auch ein typisch englisches Titelbild für das Country Charme Bestellmagazin 2014 zu fotografieren. Einige Motive aus verschiedenen Gärten hatten wir schon zur engeren Auswahl im Kasten.

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Dann stand ich vor dem üppigen Gemüsegarten von Pashley Manor. An seiner Rückseite wird er begrenzt von einem hübschen Gebäude mit einem zierlichen Türmchen.

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Darauf eine Windfahne mit einem Gärtner.

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Der warme Farbton der antiken Ziegelsteinmauer ist typisch für Sussex und bildet einen schützenden und überaus behaglichen Hintergrund für den Sitzplatz, von dem aus man den Gemüsegarten dann zum Feierabend beschaulich überblicken kann.

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Ich war spontan hin und weg, noch bevor mir dann auch noch der ‚head gardener‘ freundlich und begeistert zugleich seine Gemüsebeete erläuterte und mir eine unglaublich zarte und fast süß schmeckende, violette Brokkolisorte zu kosten gab.

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Alles hier war so unglaublich ‚Country‘! Und ‚Charme‘ hatte es sowieso im Überfluß. Kein Zweifel, das WAR unser Titel! Ich machte viele Schnappschüsse vom Gemüsegarten und mich dann auf in den Wald, der auch hier voller ‚Bluebells‘ war.

Und irgendwie war es total selbstverständlich für mich, daß die drei anderen mit ihren Profikameras das Motiv sicher so einfangen würden, wie ich mir das vorstellte.

Irgendwann mußten wir dann Richtung Flughafen aufbrechen. Wir gingen schon zum Parkplatz, als ich die anderen doch beiläufig fragte, ob sie denn auch viele Bilder vom wunderschönen Gemüsegarten inklusive Türmchen hätten??? Nö, eigentlich nicht, wieso? …Hm.

Naja, ich hatte an dem Tag ja mit einer Linux meines Mannes fotografiert, die auch ganz gut war. Da würde sich schon was Brauchbares finden…

Zum Glück bat ich meinen Mann, doch noch ein Erinnerungsfoto von mir und unseren Begleitern zu machen und drückte ihm meine Kamera in die Hand…

„Warum hast Du denn die ganze Zeit im ‚Expressionismus Modus‘ fotografiert?“ fragte mein Mann trocken. Oweiah! Keine Ahnung, wie ich den an der mir ungewohnten Kamera eingestellt hatte. Und wieso ich das nicht bemerkt hatte. Peinlich. Und es bedeutete nun, daß niemand außer mir mein Lieblingsmotiv nach meinen Vorstellungen fotografiert hatte und daß meine Bilder alle farblich stark verfremdet und für den Druck unbrauchbar waren! Es geht doch nichts über klare Absprachen bei der Arbeit!

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Kurze Beratung. Dann stürmten wir alle noch einmal zurück in den Garten und fotografierten im Akkord. Und Country Charme 2014 bekam letztendlich wirklich meinen ‚Lieblingstitel‘.

Und unser Flugzeug bekamen wir übrigens auch noch …

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Ihr wollt jetzt langsam mal zum Sonntagskaffee? Verstehe ich gut!

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Aber die unglaubliche Tulpenpracht von Pashley Manor im Mai, die müßt Ihr unbedingt sehen! Ich schlage also vor: nächsten Sonntag, gleiche Zeit? Ich freue mich auf Euch! Und danke Euch bei der Gelegenheit herzlich für Eure interessierte und geduldige Gesellschaft und die netten Kommentare!

Eure Christel


03
Mrz 14

Wiedersehen mit Sissinghurst, Teil II
Sissinghurst Revisited, Part II

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Ihr habt Euch hoffentlich ein wenig Zeit für unsere Verabredung reserviert? Ihr erinnert Euch, wir wollten noch einige Blicke in diesen oder jenen ‚Gartenraum‘ von Sissinghurst werfen, wie ich ihn bei meinem Besuch an einem regnerischen Maitag des letzten Jahres vorfand.

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DER WEISSE GARTEN – The White Garden

Der Garten des Pfarrhauses (Priest’s House),das wahrscheinlich im 17. Jahrhundert für den Hausgeistlichen von Sissinghurst gebaut wurde, war in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Kauf von Sissinghurst hauptsächlich mit Rosen bepflanzt.

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Erst nach dem großen Einschnitt des 2. Weltkriegs konnte Vita 1949 damit anfangen,im Pfarrhausgarten ihren lang gehegten Traum eines nur mit weißblühenden…

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… und grau- bzw. silberlaubigen Pflanzen gestalteten Gartenzimmers zu verwirklichen.Berühmt und für mich auch letzten Mai wieder wunderschön: Eine Weidenblättrige Birne, die die Statue der anmutigen ‚Kleinen Jungfrau‘ beschirmt (ein Bleiguß von 1935 nach dem hölzernen Original von Tomas Rosandic).

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In einem Artikel für den Observer beschreibt Vita Anfang 1950 ihre Absicht:
„Mein grauer, grüner und weißer Garten wird hinten eine hohe Eibenhecke haben, eine Mauer an einer Seite und einen Weg mit alten Ziegeln an der vierten Seite. Er ist im Grunde nichts weiter als ein ziemlich großes Beet, halbiert von einem kurzen Weg mit grauen Pflastersteinen,der an einer rohen Holzbank endet. Auf dieser Bank werden Sie mit dem Rücken zur Eibenhecke sitzen und von dort, hoffe ich, ein niedriges Meer aus grauen Blätterbüscheln überblicken, hier und da von hohen weißen Blumen durchbrochen.“

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Ich habe Euch ja beim letzten Mal schon berichtet, wie die Nicolsons ihre Wohnbereiche auf verschiedene, im Garten verstreute Gebäude verteilt hatten und so zwangsläufig jeden Tag die langen Wege ihres Gartens entlang wandeln mußten wie durch Hausflure, um von einem Bereich zum anderen zu gelangen.

Ich glaube, daß diese extravagante Wohnsituation auch der tiefere Grund war, warum Vita ihren weißen Garten gerade beim alten Pfarrhaus anlegte: wie berichtet, befand sich hier das Eßzimmer, wo die Familie zu Abend speiste. Danach mußten Vita und Harold in jeder Nacht den alten Pfarrgarten durchqueren, um zum South Cottage zu gelangen, wo sich ihre Schlafzimmer befanden.

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Aber während farbige Blüten längst von der Dunkelheit ‚verschluckt‘ worden sind, verstärken die Farben Weiß und Silber noch das kleinste bißchen Restlicht von Mond und Sternen und geben einem nächtlichen Garten mit ihrem schwachen, aber magischen Schimmern eine ganz besondere Romantik.

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Deshalb auch wirken weißblühende Glyzinien wie diese hier in Sissinghurst  in mondhellen Nächten in luftiger Höhe wie Wolken von Sternenstaub oder wie Geschwister des Mondlichts selbst. Zumindest für romantische Naturen wie Vita (und meine Wenigkeit).

Daß Vita als Gärtnerin in ihrem Garten nicht nur virtuose Pflanzenzusammenstellungen plante, sondern daß ihre romantische Ader auch poetische Stimmungen schaffen wollte, zeigt der Schlußsatz des erwähnten Artikels:
„So hoffe ich, daß im nächsten Sommer die große, gruselige Schleiereule in der Dämmerung leise über einen bleichen Garten streichen wird – den bleichen Garten, den ich gerade anpflanze, während die ersten Schneeflocken fallen.“

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Doch zurück zu meinem Besuch im späten Mai 2013. Nach dem schier endlosen Winter 2012/13 war auch der Weiße Garten von Sissinghurst insgesamt noch in einem recht frühen Frühlingsstadium. Seine wohl beste Zeit hat er sicherlich im Frühsommer, wenn die weißblütige ‚Rosa mulligani‘ über dem viel fotografierten, zentralen Pavillon blüht.

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Zum Vergleich: Bei meinem vorletzten Besuch zum gleichen Zeitraum blühte dort neben, natürlich weißen, Pfingstrosen und Schwertlilien auch üppig der Phlox!

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DER COTTAGE GARTEN
Vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst gleichermaßen attraktiv mit immer neuen Gartenbildern ist dagegen der Cottage Garten beim South Cottage. Vita und Harold, die hier ihre Schlafzimmer hatten, nannten ihn liebevoll „ihr Privatgärtchen“, denn er war einer ihrer bevorzugten Aufenthaltsorte in Sissinghurst.Vita bezeichnete diesen Gartenraum auch als ihren „Sonnenuntergangsgarten“, da sie die Bepflanzung allein aus den ’sonnigen‘ Farben Rot, Orange und Gelb komponiert hatte.

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Das zeigt schon, daß der Name auch ein klein wenig gärtnerische Koketterie oder englisches ‚understatement‘ enthält! Warme, starke Blütenfarben waren bei den traditionellen Pflanzen in herkömmlichen, bescheidenen Cottage Gärten nämlich eher selten und die Beschränkung auf ein bestimmtes Farbspektrum ohnehin unüblich.

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Am ehesten erinnert noch die für Vita typische zwanglose und ’natürliche‘ Art des Pflanzens an den traditionellen englischen Cottage Garten, in dem alles wild und vom Zufall gesteuert durcheinander wachsen darf.

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Aber natürlich ist auch die Bepflanzung von Vitas ‚Cottage Garten‘ bei genauerem Hinsehen wunderbar kunstvoll durchkomponiert, wobei die Komposition eher weniger traditionelle, alte Cottage Garten Pflanzen enthält, sondern viele moderne Kultursorten und auch etliche Exoten, wie im Frühjahr zum Beispiel diese Strauchpäonien in wundervollen Gelbtönen und im Sommer dann beispielsweise prachtvolles ‚Indisches Blumenrohr‘ (Canna).

Ich erwähne diesen Aspekt aber lediglich, weil ich ihn amüsant finde und weil er so gut zeigt, wie die Nicolsons nicht einfach ‚gärtnerten‘, sondern mit vielen Aspekten der Kulturgeschichte der Gartengestaltung spielten. Ich persönlich liebe es eben einfach, wenn sich die sinnliche Schönheit eines Gartens mit einer ‚hintergründigeren Dimension‘ verbindet, die ihm so etwas wie eine größere ‚geistige Tiefe‘ verleiht …

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Vor allem aber ist der Cottage Garden von Sissinghurst pure SCHÖNHEIT! Und so bin ich jetzt einmal ganz still (was nach Meinung von Mann, Kindern & guten Freunden nicht gerade zu meinen Stärken zählt) und zeige Euch jetzt einfach noch ein paar regenfeuchte Mai-Impressionen aus diesem bezaubernden, überaus inspirierenden Cottage Garten!

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DER OBSTGARTEN VON SISSINGHURST
Und ebenso ohne viele Worte möchte ich Euch zum Abschluß unseres Besuches in Sissinghurst einige Bilder …

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… einer wunderbaren ‚Pastorale‘ namens Obstgarten zeigen, die im späten Mai noch eingehüllt war …

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… in duftige Blütenwolken.

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Beim Durchwandeln dieser ländlichen Idylle fehlte eigentlich …

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… nur ein Orchester, das den ‚Frühling‘ aus Vivaldis „4 Jahreszeiten“ gespielt hätte!

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Aber auch ohne reale Klänge waren das Glücksmomente voller Musik für mich…

Ich hoffe, auch Ihr habt den kleinen Ausflug ein wenig genossen? Danke für Eure geduldige Begleitung!

And I apologize to my English speaking readers for not having had time enough for translation. I do hope the pictures themselves will tell you something about Sissinghurst!

Liebe Grüße
Christel

P.S. Und hier noch ein HINWEIS für die Leser des neuen Country Charme Magazins 2014:

Wie einige von Euch sicherlich schon wissen, durften mein Mann und ich wieder maßgeblich dieses neue Country Charme Bestellmagazin für das Jahr 2014 für das Allgäuer Familienunternehmen Country Charme Handels GmbH gestalten.

Im druckfrischen Magazin findet Ihr Ankündigungen von einigen Gartengeschichten auf meinem Blog, die mit  den Themen im Magazin und mit der Country Charme Collection 2014  korrespondieren bzw. diese ergänzen.

Hier nun noch einmal ein Überblick über die im Bestellmagazin Country Charme 2014 angekündigten Geschichten:

I.  Schon erschienen hier im Blog sind:

1. Gartenbesuch: Château Val Joanis in der Provençe

2. Wiedersehen mit Sissinghurst, Teil I und II

II. Demnächst werden in lockerer Folge erscheinen:

3. Tulpen, Statuen & ein Titel-Shooting – ein Tag in Pashley Manor

4. Claude Monet und Giverny oder: Die ländliche Leichtigkeit des Seins

5. Der Zaubergarten der großen alten Dame – ein Besuch bei Beth Chatto

6. Gärtnern wie im Paradies – die ’nackten Gärtner‘ von Abbey House Gardens in  Malmsbury

7. Welcome to Jane Austen Country! – Ein Besuch in der englischen Grafschaft Hampshire