Mein ländlicher Garten, Teil II

Mein Countrygarten-Stil: Im ‘Teamwork’ mit der Natur gärtnern

Als ich mit dem Gärtnern anfing, war mein zukünftiger Garten eine völlig ebene, lediglich mit kurzem, struppigem Gras bewachsene Fläche.  Ohne Schatten. Ohne Windschutz.

Ich hatte endlose Listen bunter Blumen und exotischer Sträucher im Kopf. Und in meiner Begierde, sie ALLE haben zu wollen, pflanzte ich zunächst zu viel, zu eng und ohne viel Rücksicht auf die unterschiedlichen Standortwünsche der Pflanzen.

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Und mancher Anfangserfolg fiel dann wieder dem wachsenden Schatten zum Opfer – denn wir hatten auch viele Gehölze für eine Art Waldgarten zum Wohnen gepflanzt, da weder ich noch der Herr des Hauses viel Sonne vertragen.

Viele der zarten Blumen wurden leichte Beute der zahllosen Schnecken aus den umliegenden Wiesen. Wie meine geliebten Fingerhüte. Aber Gift wollte und will ich aus Prinzip nicht verwenden…

Natürlich hat mir also die Natur viele Lektionen erteilt. Und ich erkannte, daß es mir persönlich nicht sinnvoll erschien, Pflanzen, die meinen Gartenboden oder die Lichtverhältnisse einfach nicht mochten, mühsam am Leben zu halten. Ebensowenig wie die geborenen empfindlichen ‚Mimosen‘ der Pflanzenwelt…

Willige Verbündete im Pflanzenreich suchen

Ich liebe es im Garten üppig. Und ich hatte viele Jahre hindurch sehr wenig Zeit für die Gartenarbeit. Und daher lernte ich bald, dankbar zu sein für unkomplizierte Pflanzen, die sich bereitwillig und genügsam und vor allem auf Dauer in meinem Garten wohl fühlten….

Wie Geranium-Arten, die allesamt fantastische, die ‚Spontanvegetation‘ unterdrückende Bodendecker sind. In Sonne und Schatten gedeihen. Sich üppig ausbreiten…

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Und sich großzügig aussamen. Vom besonders pflegeleichten  Geranium endressii ‚Ingwersen‘ kaufte ich Anfang der Neunziger mal 5 Exemplare. Inzwischen bedeckt es viele Quadratmeter meines Gartens. Und ist während seiner Blütezeit im Frühsommer eine beliebte Bienenweide.

Und wo immer ein leerer Topf eine Weile steht, füllt er sich wie durch Zauberhand mit einer Junpflanze. So habe ich nebenbei auch immer ein passendes Geschenk für einen Besuch bei Gärtnerkollegen.

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Die aparten braunroten Blüten von Geranium ‚Phaeum‘ sind mein besonderer Liebling. Diese Art kommt gut mit Schatten und Trockenheit zurecht und paßt gut zu anderen Wildblumen in einem ländlichen Garten.

Die Natur ‚gewähren‘ lassen!

Natürlich ist jeder Garten bewußte Gestaltung und mehr oder weniger Eingriff in die Natur. Aber ich persönlich empfinde es in meinem ländlichen Garten als beglückend, der Natur viel Freiheit zu gewähren. Ich greife nur ein, wenn ihre Rolle mir zu dominierend wird.

Aber zunächst beobachte ich stets ihr Wirken und genieße ihre Kreationen. Wie bei der alten Rambler-Rose ‚Seagull‘, die ich im Topf von einer Englandreise mitbrachte und die viele Meter hoch in eine alte Weide geklettert ist.

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Ein Junitraum aus zarten Blütenbouqets und berauschendem Duft…

Der blühende Strauch unten links im Bild ist eine ‚Kolkwitzia amabilis‘. Eine Kindheitserinnerung, die ich unbedingt in meinem Garten haben wollte, aber viel zu nahe an Bäume gepflanzt hatte, die schnell zu hoch wurden und zu viel Schatten warfen für meine arme Kolkwitzie…

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Einige Jahre kümmerte das arme Sträuchlein depressiv vor sich hin. Blühte spärlichst. Wurde fast unsichtbar im erdrückenden Schatten der Bäume. Und dann beschloß es offenbar, die Flucht nach oben anzutreten.

Kolkwitzien sind normalerweise mittelhohe Sträucher. Meine Kolkwitzie klettert nach ihrem Entschluß, halt eben eine ‚Kletterpflanze‘ zu werden, gut und gerne 5 bis 6 Meter hoch in die benachbarten Bäume…

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…und blüht verschwenderisch. Sehr zur Freude der Bienen. Und zu unserem Entzücken, wenn wir unter ihrem duftenden Baldachin aus zartrosa Blüten in den hinteren Gartenteil  wandeln!

Überhaupt entwickeln immer wieder Pflanzen die Tendenz, sich ihren Patz selbst suchen zu wollen, wenn man sie läßt. Die ungewöhnliche blaßrosafarbene Glyzinie im Bild unten spielte jahrelang die Rolle des blühunwilligen Aschenputtels neben einer rosaroten Rose am Rosenbogen vorm Küchenfenster.

Aber ich mochte ihr hellgrünes Blattwerk und ließ sie in Ruhe…P1150358

Dann beschloß sie vor ein paar Jahren, auf die Wanderschaft zu gehen. Über das Dach des Rosenbogens hinweg reckte sie sich, kroch durch einen Goldholunder-Strauch, kletterte hoch in die Krone des Blauglockenbaums. Dort schmückt sie sich nun jeden Juni mit ihren zart rosafarbenen Girlanden.

Auch die Kletterrose ‚ Chaplin’s Scarlet Climber‘ verließ den ihr zugedachten Platz zwischen den beiden Garagenfenstern und eroberte lieber den etwa 2 Meter entfernten Rosenbogen.P1170339

Hier entfaltet sie nun jedes Jahr zuverlässig und sehr gesund ein Feuerwerk roter Rosen. Obwohl sie nun unter der Krone und damit im Tropfschatten eines mächtigen Feldahorns wohnt. Was nicht gerade als ideal für Rosen gilt.

Die ‚Geschenke‘ der Natur schätzen

 Oft beziehe ich in meine Gestaltung ein, was die Natur so in meinen Garten bringt.

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Das Ufer eines kleinen Tümpels habe ich dieses Frühjahr neu mit Stauden bepflanzt. Bei näherem Hinsehen werdet Ihr aber hinten in der Mitte die Blätter einer gewöhnlichen Brennessel erkennen. Und vorne links wächst eine junge, selbst ausgesäte Buche.

Beide werden hier keine große Zukunft erleben. Aber über den Sommer hat die ‚Spontanvegetation‘ zum Eindruck von üppigem Grün beigetragen und im Herbst wird sie dann auf den Kompost wandern…

Bleiben darf zunächst mal die üppige grasartige Pflanze in der Mitte zwischen den Blättern von ‚Ligularia‘ und den gelben Blütenköpfchen des Hahnefußes.

Eines der im Wortsinn ‚größten‘ Geschenke, das die Natur mir gemacht hat, ist ein wilder Kirschbaum. Zunächst ein fast unbemerkter Schößling, ‚clever‘ plaziert  im hintersten Teil des Gartens, wuchs er unter meinen wohlwollenden Blicken zu einem stattlichen Baum heran.

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Im Frühling ist seine Krone ein Blütenmeer. Im Sommer erfreuen dann seine zahlreichen kleinen, aber süßen Kirschen vor allem Heerscharen von Amseln.

P1170179Bleiben dürfen auf jeden Fall auch die gelben Teichlilien im Tümpel, die von irgendwoher geflogen kamen und die jedes Jahr üppiger werden.

Damit sage ich jetzt erst einmal vielen Dank, daß Ich Euch ein wenig herumführen durfte in meinem Countrygarten und wünsche Euch jetzt ein schönes Wochende!

Liebe Grüße!Logo

 

1 comment

  1. Tja, liebe Christel,
    das kommt mir alles so bekannt vor 😉 Und trotzdem ist unser ehemaliger Garten so ganz anders. Allerdings habe ich in den letzten 2 Jahren leider auch kaum noch Hand angelegt und die Natur einfach machen lassen. Nun sind bis auf die Sauerkirsche, die absterbende Mirabelle und die Zwetschge alle alten Obstbäume tot und die frühere Struktur verloren. Aber vielleicht sollte es auch so sein. im letzten Jahr war es eine Lebensmittelvergiftung die mich monatelang an der Gartenarbeit hinderte. Und in diesem Jahr musste ich feststellen, dass das Gartenleben bzw. Arbeiten im Garten ohne Maus einfach zu einsam war. Doch nun gibt es ja bald einen dreifachen grauen Grund wieder begehbare sonnige, halbschattige und schattige etwas aufgeräumte Flächen in der wuchernden Wildnis zu schaffen. Und da auch bei uns die Bepflanzung im Laufe der 21 Jahre viel verschattet, ist es nun ja vielleicht sogar ein Vorteil, dass meine weiße Rosen-Sammel-Leidenschaft im nächsten Jahr anstelle der alten fast umgefalenen Obstbäume einen wesentlich sonnigeren Platz erhält. Doch in den anderen Bereichen werden wir auch gern die Natur weiterhin einfach machen lassen. Denn die Natur ist meist der beste Gärtner und hat so seinen ganz eigenen Kopf 😉
    Ich hoffe, Du schreibst bald noch mehr über Deinen Garten …
    VG Silke

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