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Mrz 14

Wiedersehen mit Sissinghurst, Teil II
Sissinghurst Revisited, Part II

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Ihr habt Euch hoffentlich ein wenig Zeit für unsere Verabredung reserviert? Ihr erinnert Euch, wir wollten noch einige Blicke in diesen oder jenen ‚Gartenraum‘ von Sissinghurst werfen, wie ich ihn bei meinem Besuch an einem regnerischen Maitag des letzten Jahres vorfand.

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DER WEISSE GARTEN – The White Garden

Der Garten des Pfarrhauses (Priest’s House),das wahrscheinlich im 17. Jahrhundert für den Hausgeistlichen von Sissinghurst gebaut wurde, war in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Kauf von Sissinghurst hauptsächlich mit Rosen bepflanzt.

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Erst nach dem großen Einschnitt des 2. Weltkriegs konnte Vita 1949 damit anfangen,im Pfarrhausgarten ihren lang gehegten Traum eines nur mit weißblühenden…

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… und grau- bzw. silberlaubigen Pflanzen gestalteten Gartenzimmers zu verwirklichen.Berühmt und für mich auch letzten Mai wieder wunderschön: Eine Weidenblättrige Birne, die die Statue der anmutigen ‚Kleinen Jungfrau‘ beschirmt (ein Bleiguß von 1935 nach dem hölzernen Original von Tomas Rosandic).

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In einem Artikel für den Observer beschreibt Vita Anfang 1950 ihre Absicht:
„Mein grauer, grüner und weißer Garten wird hinten eine hohe Eibenhecke haben, eine Mauer an einer Seite und einen Weg mit alten Ziegeln an der vierten Seite. Er ist im Grunde nichts weiter als ein ziemlich großes Beet, halbiert von einem kurzen Weg mit grauen Pflastersteinen,der an einer rohen Holzbank endet. Auf dieser Bank werden Sie mit dem Rücken zur Eibenhecke sitzen und von dort, hoffe ich, ein niedriges Meer aus grauen Blätterbüscheln überblicken, hier und da von hohen weißen Blumen durchbrochen.“

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Ich habe Euch ja beim letzten Mal schon berichtet, wie die Nicolsons ihre Wohnbereiche auf verschiedene, im Garten verstreute Gebäude verteilt hatten und so zwangsläufig jeden Tag die langen Wege ihres Gartens entlang wandeln mußten wie durch Hausflure, um von einem Bereich zum anderen zu gelangen.

Ich glaube, daß diese extravagante Wohnsituation auch der tiefere Grund war, warum Vita ihren weißen Garten gerade beim alten Pfarrhaus anlegte: wie berichtet, befand sich hier das Eßzimmer, wo die Familie zu Abend speiste. Danach mußten Vita und Harold in jeder Nacht den alten Pfarrgarten durchqueren, um zum South Cottage zu gelangen, wo sich ihre Schlafzimmer befanden.

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Aber während farbige Blüten längst von der Dunkelheit ‚verschluckt‘ worden sind, verstärken die Farben Weiß und Silber noch das kleinste bißchen Restlicht von Mond und Sternen und geben einem nächtlichen Garten mit ihrem schwachen, aber magischen Schimmern eine ganz besondere Romantik.

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Deshalb auch wirken weißblühende Glyzinien wie diese hier in Sissinghurst  in mondhellen Nächten in luftiger Höhe wie Wolken von Sternenstaub oder wie Geschwister des Mondlichts selbst. Zumindest für romantische Naturen wie Vita (und meine Wenigkeit).

Daß Vita als Gärtnerin in ihrem Garten nicht nur virtuose Pflanzenzusammenstellungen plante, sondern daß ihre romantische Ader auch poetische Stimmungen schaffen wollte, zeigt der Schlußsatz des erwähnten Artikels:
„So hoffe ich, daß im nächsten Sommer die große, gruselige Schleiereule in der Dämmerung leise über einen bleichen Garten streichen wird – den bleichen Garten, den ich gerade anpflanze, während die ersten Schneeflocken fallen.“

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Doch zurück zu meinem Besuch im späten Mai 2013. Nach dem schier endlosen Winter 2012/13 war auch der Weiße Garten von Sissinghurst insgesamt noch in einem recht frühen Frühlingsstadium. Seine wohl beste Zeit hat er sicherlich im Frühsommer, wenn die weißblütige ‚Rosa mulligani‘ über dem viel fotografierten, zentralen Pavillon blüht.

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Zum Vergleich: Bei meinem vorletzten Besuch zum gleichen Zeitraum blühte dort neben, natürlich weißen, Pfingstrosen und Schwertlilien auch üppig der Phlox!

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DER COTTAGE GARTEN
Vom zeitigen Frühjahr bis zum Herbst gleichermaßen attraktiv mit immer neuen Gartenbildern ist dagegen der Cottage Garten beim South Cottage. Vita und Harold, die hier ihre Schlafzimmer hatten, nannten ihn liebevoll „ihr Privatgärtchen“, denn er war einer ihrer bevorzugten Aufenthaltsorte in Sissinghurst.Vita bezeichnete diesen Gartenraum auch als ihren „Sonnenuntergangsgarten“, da sie die Bepflanzung allein aus den ’sonnigen‘ Farben Rot, Orange und Gelb komponiert hatte.

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Das zeigt schon, daß der Name auch ein klein wenig gärtnerische Koketterie oder englisches ‚understatement‘ enthält! Warme, starke Blütenfarben waren bei den traditionellen Pflanzen in herkömmlichen, bescheidenen Cottage Gärten nämlich eher selten und die Beschränkung auf ein bestimmtes Farbspektrum ohnehin unüblich.

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Am ehesten erinnert noch die für Vita typische zwanglose und ’natürliche‘ Art des Pflanzens an den traditionellen englischen Cottage Garten, in dem alles wild und vom Zufall gesteuert durcheinander wachsen darf.

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Aber natürlich ist auch die Bepflanzung von Vitas ‚Cottage Garten‘ bei genauerem Hinsehen wunderbar kunstvoll durchkomponiert, wobei die Komposition eher weniger traditionelle, alte Cottage Garten Pflanzen enthält, sondern viele moderne Kultursorten und auch etliche Exoten, wie im Frühjahr zum Beispiel diese Strauchpäonien in wundervollen Gelbtönen und im Sommer dann beispielsweise prachtvolles ‚Indisches Blumenrohr‘ (Canna).

Ich erwähne diesen Aspekt aber lediglich, weil ich ihn amüsant finde und weil er so gut zeigt, wie die Nicolsons nicht einfach ‚gärtnerten‘, sondern mit vielen Aspekten der Kulturgeschichte der Gartengestaltung spielten. Ich persönlich liebe es eben einfach, wenn sich die sinnliche Schönheit eines Gartens mit einer ‚hintergründigeren Dimension‘ verbindet, die ihm so etwas wie eine größere ‚geistige Tiefe‘ verleiht …

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Vor allem aber ist der Cottage Garden von Sissinghurst pure SCHÖNHEIT! Und so bin ich jetzt einmal ganz still (was nach Meinung von Mann, Kindern & guten Freunden nicht gerade zu meinen Stärken zählt) und zeige Euch jetzt einfach noch ein paar regenfeuchte Mai-Impressionen aus diesem bezaubernden, überaus inspirierenden Cottage Garten!

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DER OBSTGARTEN VON SISSINGHURST
Und ebenso ohne viele Worte möchte ich Euch zum Abschluß unseres Besuches in Sissinghurst einige Bilder …

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… einer wunderbaren ‚Pastorale‘ namens Obstgarten zeigen, die im späten Mai noch eingehüllt war …

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… in duftige Blütenwolken.

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Beim Durchwandeln dieser ländlichen Idylle fehlte eigentlich …

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… nur ein Orchester, das den ‚Frühling‘ aus Vivaldis „4 Jahreszeiten“ gespielt hätte!

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Aber auch ohne reale Klänge waren das Glücksmomente voller Musik für mich…

Ich hoffe, auch Ihr habt den kleinen Ausflug ein wenig genossen? Danke für Eure geduldige Begleitung!

And I apologize to my English speaking readers for not having had time enough for translation. I do hope the pictures themselves will tell you something about Sissinghurst!

Liebe Grüße
Christel

P.S. Und hier noch ein HINWEIS für die Leser des neuen Country Charme Magazins 2014:

Wie einige von Euch sicherlich schon wissen, durften mein Mann und ich wieder maßgeblich dieses neue Country Charme Bestellmagazin für das Jahr 2014 für das Allgäuer Familienunternehmen Country Charme Handels GmbH gestalten.

Im druckfrischen Magazin findet Ihr Ankündigungen von einigen Gartengeschichten auf meinem Blog, die mit  den Themen im Magazin und mit der Country Charme Collection 2014  korrespondieren bzw. diese ergänzen.

Hier nun noch einmal ein Überblick über die im Bestellmagazin Country Charme 2014 angekündigten Geschichten:

I.  Schon erschienen hier im Blog sind:

1. Gartenbesuch: Château Val Joanis in der Provençe

2. Wiedersehen mit Sissinghurst, Teil I und II

II. Demnächst werden in lockerer Folge erscheinen:

3. Tulpen, Statuen & ein Titel-Shooting – ein Tag in Pashley Manor

4. Claude Monet und Giverny oder: Die ländliche Leichtigkeit des Seins

5. Der Zaubergarten der großen alten Dame – ein Besuch bei Beth Chatto

6. Gärtnern wie im Paradies – die ’nackten Gärtner‘ von Abbey House Gardens in  Malmsbury

7. Welcome to Jane Austen Country! – Ein Besuch in der englischen Grafschaft Hampshire


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Feb 14

Wiedersehen mit Sissinghurst, Teil I
Sissinghurst Revisited, Part I

_D2X0020_CD4Wenn man beim National Trust um eine Liste seiner zehn schönsten, bekanntesten und einflußreichsten Gärten bäte, der von Sissinghurst in Kent wäre mit Sicherheit dabei. Und mit größter Wahrscheinlichkeit rangierte dieser Garten ebenso weit vorne,  erkundigte man sich bei Landschaftsplanern oder Gartenjournalisten nach den wichtigsten Gärten Englands oder auch der ganzen Welt.

If you asked garden designers for the National Trust’s or Britain’s or even the World’s 10 most beautiful, famous and influential gardens, Sissinghurst in Kent would most probably be on the list.

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Ich besuchte Sissinghurst zuerst in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts (wie das klingt!) und dann immer wieder und war stets beeindruckt. Dann wurde Sissinghurst immer mehr zum Kult und von immer mehr Besuchern überschwemmt, irgendwann gab es nur noch Eintrittskarten mit streng vorgegebenem Zeitfenster. Nicht, daß ich mich darüber beschweren  dürfte! Ich war mir vielmehr natürlich bewußt, daß ich mit jedem Besuch in Sissinghurst ja selbst Teil dieses ‚Hypes‘ war!

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Aber das, was ich an einem Garten persönlich sehr schätze, nämlich den ‚genius loci‘, den ureigenen Geist des Ortes zu erspüren, das war in Sissinghurst fast nicht mehr möglich. In diesem Garten, der der ganz private Rückzugsort eines Ehepaares und seiner beiden Söhne und allenfalls der Gäste der Familie gewesen war, mußte man nun für jede Rose anstehen. Jede lange Sichtachse war mit Dutzenden von Leuten angefüllt und auf den teils schmalen Gartenwegen herrschte oft drangvolle Enge. Und all das mit Blick auf die Uhr, um sich an das vorgegebene Zeitfenster zu halten. Sissinghurst war einfach zu berühmt geworden!

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Sissinghurst was one of the great English gardens I visited frequently from the early days of my obsession with gardens. But some years ago I stopped visiting because the garden was so overcrowded that one could not feel the ‚genius loci‘ any longer. What had been the private retreat of a family and their guests, had become an event where you had to visit with a timed ticket and then to queue for every rose. Sissinghurst had just become too famous!

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Ich begann, Gärten zu bevorzugen, die nicht minder schön, aber viel weniger bekannt waren, wie z.B. der von Pashley Manor,  wo man den Tag verträumen konnte und der Garten sich privat und wie aus der geschäftigen Welt gefallen anfühlte (ich werde über diesen phantastischen Landsitz übrigens hier im März berichten).

Sissinghurst aber sah ich einige Jahre lang nicht wieder.

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I preferred visiting gardens like Pashley Manor in the two pictures above, which had preserved a much more tranquil and contemplative atmosphere.- Sissinghurst I did not see for quite a while.

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KING JOHN’S LODGE oder PROLOG ZU EINEM BESUCH IN SISSINGHURST

In meinem letzten Posting habe ich Euch King John’s Lodge bei Etchingham in East Sussex vorgestellt, ein wundervolles Manor House aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe von Sissinghurst. Und von dort aus wollte ich nun doch die Gelegenheit nutzen, Sissinghurst wiederzusehen.

Last May we stayed near Sissinghurst in a beautiful Jacobean manor house in the country: King John’s Lodge near Etchingham in East Sussex. And now I wanted to revisit Sissinghurst.

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Am fraglichen Morgen regnete es. Aber ehe wir am Frühstückstisch kleinmütig werden und etwa unseren Vorsatz, Sissinghurst einen Besuch abzustatten, aufgeben konnten, heiterte unsere Gastgeberin uns auf mit dem typisch englischen Satz: “ Oh but it´s beautiful ’soft rain‘! It will be wonderful weather for a garden visit !“ Sehr amüsiert und auch ein wenig beschämt von dieser typisch englischen Perspektive, die ’soft rain‘  als eine Variante von gutem Wetter betrachtet, machten wir uns also auf den Weg.

It was raining on the next morning. But our landlady had a very British, positive view about the rain, calling it „beautiful soft rain“. So we set out for Sissinghurst.

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‚Soft rain‘, sanfter Regen, ist in der Tat eher wie sehr hohe Luftfeuchtigkeit, wie ein hauchfeiner Schleier aus einem überdimensionalen Zerstäuber, der einem einhüllt wie mit einer sanften Liebkosung, so daß man erst nach einer Weile bemerkt, daß er einem dennoch durchnässen kann, wenn man nicht regensicher angezogen ist.

‚Soft rain‘ is rather like very dense humidity, which covers you like a tender veil.Only after some time you realize, that nevertherless it can get you wet to your bones, if you are not dressed adequately.

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SISSINGHURST
Das Torhaus von Sissinghurst Manor empfing uns unverändert. Der Eingang war flankiert von blühenden Rosmarinsträuchern.

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The gatehouse welcomed us with bushes of blooming rosemary.

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Innen, im sogenannten oberen Hof, blühte der Ceanothus mit seinem himmlischen Blau.

Inside the so called upper courtyard ceanothus was in its full heavenly blue bloom.

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In der Realität wie beim Fotografieren wirkt ‚ soft rain ‚ als natürlicher Weichzeichner. Dem Garten von Sissinghurst gab der über der Landschaft hängende feine Wasserdunst an jenem Maitag etwas träumerisch Melancholisches…

‚Soft rain‘ in reality as with photography added a dreamlike and melancholic quality to the garden of Sissinghurst on that day…

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…  und dem üppigen Frühlingsgrün gaben die feinen Wasserschleier eine unglaublich frisch gewaschene Qualität…

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… wie bei diesem Beispiel rund um die Statue eines jungen Gottes am Eingang zu Harold Nicolsons Nußgarten.

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… ’soft rain‘  gave the lush green of spring a georgeous look as if just freshly washed. Like in this example of the entrance to Harold Nicholsons beloved nut garden.

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Und da war sie, die vertraute, romantische Aura von Sissinghurst! In den großen Linien …

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…wie in der romantischen Frühlingsflora…

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…und in den sorgfältig gewählten architektonischen und dekorativen Details.

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And there it was back for me, the  romantic spirit of Sissinghurst!

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EIN UNGEWÖHNLICHES ZUHAUSE & EIN EBENSOLCHES FAMILIENLEBEN – An somewhat unconventional home and family life
Für mich war die Faszination von Sissinghurst stets auch damit verbunden gewesen, daß seine Bewohner…

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… innerhalb der malerisch bewachsenen historischen Mauern und …

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… inmitten der hochromantischen Atmosphäre des von ihnen geschaffenen Gartens eine doch durchaus unkonventionelle Ehe und ein eher ungewöhnliches Familienleben geführt hatten. Die englische Schriftstellerin Vita Sackville-West, aus adliger Familie und aus Knole, einem der größten Herrenhäuser Englands, stammend, hatte mit 21 Jahren den Diplomaten und Journalisten Harold Nicolson geheiratet.

Trotz zweier Söhne und unzähliger Liebesbriefe pflegte das Ehepaar lebenslang  zahlreiche gleichgeschlechtliche, außereheliche  Beziehungen, Vita zum Beispiel zu der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf. Stets aber beharrten die Nicolsons darauf, daß ihre Ehe glücklich sei.

Wer sich für die Details ihrer bewegten Lebens- und Ehegeschichte zwischen den Attituden der britischen ‚upper class‘ und der Boheme interessiert, der lese Victoria Glendinnings umfangreiche Biographie über Vita Sackville-West!

For me the fascination of Sissinghurst was always connected with the interesting story of the extravagant marriage and family life of its owners. Inspite of two sons and numerous love letters through many years, Vita and Harold both had many affairs, but always claimed their marriage to be a happy one.

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Vita, die aufgrund der Erbgesetze des englischen Adels als Frau ihr Elternhaus einem männlichen Verwandten überlassen mußte, verwand den Verlust des heißgeliebten Knole nie wirklich. Sissinghurst, das im Mittelalter eine Verbindung zu ihren Vorfahren gehabt hatte, war für sie auch eine Kompensation dieser großen Kränkung.

As a daughter Vita was not entitled to inherit her father’s estate. So Knole went to a male relative. So Sissinghurst, which had had some connection to Vita’s ancestors in Tudor times, was somehow also a compensation for her painful loss.

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Als Vita Sackville-West Sissinghurst im Mai 1930 als Wohnsitz für sich und ihre Familie kaufte,  bestand das Anwesen  in Kent aus einigen verstreuten, teils  mittelalterlichen Gebäuden inmitten eines völlig verwilderten und überwucherten  Areals. Den Eheleuten war bei diesem Kauf klar, daß sie sich damit gegen ein Höchstmaß an häuslichem Komfort entschieden, sondern daß es vor allem die Romantik der Lage des Landsitzes und seines Verfalls war, die sie anzog. Und die Möglichkeit, hier einen Garten fast aus dem Nichts zu erschaffen.

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When Vita bought Sissinghurst in May 1930, it consisted of some old buildings without any comforts and  heavyly overgrown grounds. The couple then was very much aware, that their decision was against cosy and comfortable conditions. Instead it was a vote for the romance of the location and its potential for starting to create a garden nearly from scratch.

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Im Magazin der Royal Horticultural Society beschreibt Vita 1953 Harolds und ihre Absicht: „Völlig einig waren wir uns jedoch über das Grundprinzips des Gartens: eine Kombination von langen axialen Gängen (…) und der intimeren Überraschung kleinerer geometrischer Gärten, die ungefähr so davon abgehen sollten wie die Zimmer eines riesigen Hauses von den Hauptkorridoren. Höchste Strenge der Gestaltung sollte verbunden sein mit maximaler Zwanglosigkeit der Bepflanzung.“

In 1953 Vita wrote in a magazine of the Royal Horticultural Society, that Harold and she had fully agreed on the principles for the layout of the garden. They had wanted a combination of long axes and smaller ‚garden rooms‘, which should be like the corridors and rooms of a house.The conceptual strictness should be combined with the most flamboyant and natural planting.

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In der Tat war es eine der einflußreichsten Ideen, die von  Sissinghurst aus in die Welt ging, einen Garten als Folge aus verschiedenen ‚Gartenräumen‘ mit unterschiedlichen Themen und Stimmungen zu konzipieren. Was allerdings die unterschiedlichen Gartenbereiche Sissinghursts zu wirklichen ‚Wohnräumen‘ macht, war ihre Nutzung durch die Nicolsons. Diese machten aus der Not eine Tugend und füllten das Gelände zwischen ihren Wohnräumen, die auf die vorhandenen, versprengten Gebäude verteilt waren, einfach mit ‚Gartenzimmern‘. So daß sich im Prinzip ein ‚Grundriss‘ aus überdachten und nicht überdachten Räumen ergab.

One of Sissinghurst’s most influential ideas was indeed to lay out a garden as a series of ‚rooms‘ with different themes and moods. But in addition to that the garden rooms of Sissinghurst functioned as the ‚missing parts‘ between their rooms in the various buildings which were scattered over the place.

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So wurde das ‚South Cottage‘ mit seinem sogenannten Cottage Garden, in dem sich die Schlafzimmer von Vita und Harold und das Wohnzimmer befanden, mit einem langen Eibengang verbunden  …

In the’South Cottage‘ with its so called ‚Cottage Garden‘, were the sleeping rooms of the couple and the drawing room. From here a long walk of clipped yew led to …

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… mit dem ehemaligen Pfarrhaus, wo sich das Eßzimmer der Familie befand…

… the former parsonage, where the family’s dining room was …

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Der angrenzende, berühmte und viel kopierte ‚weiße‘ Garten fungierte bei schönem Wetter als ‚open air‘ Speisezimmer.

The adjoining and most copied ‚White Garden‘ was used for al fresco dining, when the weather was fair enough.

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Der ‚obere Hof‘ bildet sozusagen die Freiluft-Diele zwischen…

The ‚Upper Courtyard‘ was a spacious reception room between …

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…der Bibliothek…

… the library …

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… und dem Turm aus Tudor-Zeiten…

… and the Tudor tower …

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… mit Vitas Arbeitszimmer.Jeden Tag die steile Wendeltreppe hier hinauf zu steigen, war bestimmt schon mal eine gute Fitnessübung!

… with Vita’s study …

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Vom Turm aus kann man übrigens herrliche Blicke genießen. Über den Garten…

There are spectacular views from the top of the tower…

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… und hinüber zu Sissinghurst Farm.

… to Sissinghurst Farm.

Jedenfalls: Ob Sommer oder Winter, Sonne oder Regen, Hitze oder Kälte, stets mußte man durch den Garten gehen, um zum Ort des Essens oder Schlafens oder Arbeitens zu gelangen. Die Gartenwege hatten gleichzeitig die Funktion von Korridoren und die ‚Wohnung‘ der Nicolsons bestand in der Tat buchstäblich aus überdachten und nicht überdachten Bereichen.Naturverbundener kann man fast nicht mehr wohnen!

In summer and winter, sun and rain, heat or cold, the family had to walk through the garden every day, to take their meals, go to sleep or to work. That surely created a life-style of being ultimatively close to the garden and to nature.

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Ich schlage nun vor, jetzt eine kleine Erfrischung im Restaurant zu nehmen! Seit ein Enkel von Vita, Adam Nicolson, zusammen mit dem National Trust das Projekt verfolgt, Sissinghurst als eine produzierende Farm wiederzubeleben, gibt es hier Schmackhaftes aus biologischem Anbau aus den wieder bewirtschafteten Obst-und Gemüsegärten von Sissinghurst! Einen Teil sieht man im Bild oben hinter dem Haus, in dem früher die Küche der Nicolsons lag.

Now I would like to opt for a little break and have something delicious in the restaurant. Adam Nicolson, a grandson of Vita and Harold, and the National Trust have instilled a project of making Sissinghurst a functioning ‚working farm‘ again as it used to be. So now you get delicious dishes and cakes in the restaurant, which are made from produce harvested on Sissinhurst’s grounds.

Demnächst werden wir uns dann die verschiedenen Gartenräume von Sissinghurst noch ein wenig näher anschauen! Den malerischen Cottage Garden zum Beispiel. Und den romantischen Obstgarten in seiner vollen Mai-Glorie.

Next time we will have another look at the various garden rooms of Sissinghurst! The lovely Cottage Garden for instance. Or the Orchard in full bloom.

Ich freue mich schon. Bis dann also!

I’m looking forward to it. See you!

Christel