15
Mrz 14

Tulpenpracht in Pashley Manor –
Ein Besuch in Pashley Manor, Teil II

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Als wir letztes Jahr Ende Mai in Pashley Manor Gardens waren …

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… blühten die Tulpen wegen des kühlen und verspäteten Frühjahrs …

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… noch überaus prächtig!

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Bei unserem gemeinsamen, virtuellen ‚Rundgang‘ in Pashley Manor am letzten Sonntag sind wir im frühlingshaften Countrygarten ja bereits überall …

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…den farbenfrohen Stars des Frühlings begegnet.

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Aber jetzt wollen wir uns noch einmal ganz gezielt auf die Spur der je nachdem zarten oder temperamentvollen Schönen begeben und den Anblick von Tausenden von Tulpen in voller Pracht genießen!

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Wenn man so viel Platz hat wie diese edle Dame, kann man sich einfach einen üppigen Hofstaat…

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… in allen möglichen…

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… wunderbaren Farbnuancen leisten…

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… die alle fein und harmonisch aufeinander abgestimmt sind.

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Man muß sich auch nicht entscheiden zwischen …

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… weißen Tulpen oder …

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…zart lavendelfarbenen Tulpen …

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… oder einer Sorte in kräftigem Magenta.

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Ein Beet in Rosatönen …

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…oder in kräftigem Rot wirkt aber auch sehr apart!

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Und gelbe Tulpen sind so himmlisch zart!

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Ein kleiner Seitenblick zeigt uns, daß auch dieser Mönch zartfarbige Begleitung hat! Panaschierte Blätter gehören übrigens zum englischen Gartenstil unbedingt dazu.

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Das wegen seiner klassischen Landhausbank nach deren Schöpfer genannte „Lutyens-Beet“

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…prangte dagegen in üppigem Tulpenflor…

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… in allen Farben des Regenbogens….

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Wie schön und fröhlich dieser Gartenbereich…

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… mit seiner bunten Tulpenmischung aussieht!

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Solch ein buntes Tulpenbeet ist natürlich ideal auch für einen kleineren Garten, wenn man sich einfach nicht auf ein bestimmtes Farbspektrum festlegen will!

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Damit verlassen wir für diesmal Pashley Manor. Ich kann aber diesen zauberhaften Garten nur jedem ans Herz legen, der mal in der Nähe sein sollte!

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Dieser besondere Garten war übrigens auch bei Besuchen in anderen Jahreszeiten und auch bei jedem Wetter immer eine Garantie für wunderbare Eindrücke und entspannte Stunden!

Man kann sich übrigens auf dem Gartenblog von Pashley Manor vorab jederzeit darüber informieren, was gerade besonders interessant und sehenswert ist…

DAS WEITERE PROGRAMM UNSERER ‚GARTENBESUCHE‘

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Wer das von mir gestaltete Bestellmagazin 2014 des Allgäuer Country Charme Versands vorliegen hat, dem sind vielleicht auf Seite 27 die Ankündigungen von   Gartenbesuchen auf meinem Blog aufgefallen.

Also in Château Val Joanis, Sissinghurst und Pashley Manor waren wir ja jetzt schon.

Giverny
Nächstes Wochenende treffen wir uns dann im malerischen Dorf Giverny in der Normandie zu einer Stippvisite von Atelier, Garten und Landhaus des großen französischen Impressionisten Claude Monet.

Seinen großen Landhausgarten gestaltete Monet höchstpersönlich mit der gleichen Intensität, mit der er malte. Im zauberhaften Landhaus der Familie Monet  kann man an der im Original erhaltenen Innenausstattung wunderbar die Gestaltung ‚farbiger‘ Landhaus-Interieurs studieren. Und man kann entzückt eintauchen in die dort noch immer fühlbare Atmosphäre des lebendigen und unbeschwerten Landlebens der französischen Großfamilie.

Und neben dem weltberühmten touristischen ‚Highlight‘ von Monets Anwesen bietet das idyllische Giverny übrigens durchaus noch andere Attraktionen, auf die wir einen Blick werfen sollten!

Zunächst Euch allen ein wunderschönes Wochenende!
Eure Christel


09
Mrz 14

Tulpen, Statuen & ein Titelfoto-Shooting –
Ein Besuch in Pashley Manor, Teil I

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Der Landsitz Pashley Manor bei Ticehurst in East Sussex und seine traumhafte, weitläufige Gartenanlage liegen nur …

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… einen hübschen, kleinen Spaziergang von King John’s Lodge entfernt, das ich Euch unlängst hier vorgestellt habe.

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Zwar ist Pashley Manor ein privater Wohnsitz, aber seine leidenschaftlich gartenbegeisterten und zu Recht auf ihr Werk stolzen Besitzer haben den Garten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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Und auch mit einem sehr schönen Restaurant mit einer herrlichen Gartenterrasse für Besucher ausgestattet. Hier kann man in idyllisch ländlichem Ambiente wunderbare ‚cream teas‘ oder ‚lunches‘ aus köstlich frischen, regionalen Produkten einnehmen und dabei die Blicke über das sanft abfallende Gelände schweifen lassen.

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Wir waren Ende letzten Mai nicht nur zum Vergnügen und zur Inspiration in England, sondern auch zum Fotografieren für das Country Charme Magazin 2014. Ein Besuch in Pashley Manor war für unseren letzten Aufenthaltstag vorgesehen.

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DAS MANOR HOUSE
Schon das stilvolle Herrenhaus auf dem Land ist etwas Besonderes: wenn man sich Pashley Manor von der idyllischen Landstraße her nähert, empfängt einem eine typische, mittelalterliche Fachwerk-Fassade von 1550.

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Dann war das Haus irgendeinem seiner Besitzer wohl nicht groß genug und es wurde 1720 einfach eine zweite Haushälfte von nahezu identischer Größe ‚aufgedoppelt‘!

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So daß man von der Gartenseite aus den obigen Anblick im frühgeorgianischen Baustil hat, der damals gerade in Mode kam. Auch sehr stilvoll!

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TULPEN & STATUEN
Der Garten von Pashley Manor, eine sehr persönliche und kreative Mischung aus klassischem englischen Landschaftspark und romantischem Countrygarten, ist besonders bekannt für seinen prachtvollen Frühlingsflor mit Tulpen und für die Gestaltung mit Gartenstatuen. Zu beiden Themen finden auch im Jahr 2014 wieder besondere Festivals statt:

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Tulip Festival 2014
Zum Tulpenfestival vom 23. April bis 5. Mai 2014 gibt es wieder eine Sonderausstellung und im Garten wurden von den Gärtnern knapp 30.000 (!) Tulpenzwiebeln neu gesetzt.

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Wie im letzten Jahr stammen diese wieder vom renommierten Züchter Bloms, der immerhin bereits 63 Goldmedaillen bei der Chelsea Flower Show gewonnen hat.

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Ausstellung „Sculpture in Particular“ 2014
Vom 24. bis 31. Mai 2014 findet dann in Pashley Manor die auch schon zur Tradition gewordene Ausstellung „Sculpture in Particular“ statt.

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Aber auch außerhalb dieser speziellen Skulpturenausstellung setzt der Garten von Pashley Manor…

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… stets einen besonderen Schwerpunkt…

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… auf Kunst im Garten.
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EIN TITEL FÜR COUNTRY CHARME
Wir hatten an diesen Maitagen in England die erklärte Absicht, auch ein typisch englisches Titelbild für das Country Charme Bestellmagazin 2014 zu fotografieren. Einige Motive aus verschiedenen Gärten hatten wir schon zur engeren Auswahl im Kasten.

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Dann stand ich vor dem üppigen Gemüsegarten von Pashley Manor. An seiner Rückseite wird er begrenzt von einem hübschen Gebäude mit einem zierlichen Türmchen.

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Darauf eine Windfahne mit einem Gärtner.

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Der warme Farbton der antiken Ziegelsteinmauer ist typisch für Sussex und bildet einen schützenden und überaus behaglichen Hintergrund für den Sitzplatz, von dem aus man den Gemüsegarten dann zum Feierabend beschaulich überblicken kann.

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Ich war spontan hin und weg, noch bevor mir dann auch noch der ‚head gardener‘ freundlich und begeistert zugleich seine Gemüsebeete erläuterte und mir eine unglaublich zarte und fast süß schmeckende, violette Brokkolisorte zu kosten gab.

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Alles hier war so unglaublich ‚Country‘! Und ‚Charme‘ hatte es sowieso im Überfluß. Kein Zweifel, das WAR unser Titel! Ich machte viele Schnappschüsse vom Gemüsegarten und mich dann auf in den Wald, der auch hier voller ‚Bluebells‘ war.

Und irgendwie war es total selbstverständlich für mich, daß die drei anderen mit ihren Profikameras das Motiv sicher so einfangen würden, wie ich mir das vorstellte.

Irgendwann mußten wir dann Richtung Flughafen aufbrechen. Wir gingen schon zum Parkplatz, als ich die anderen doch beiläufig fragte, ob sie denn auch viele Bilder vom wunderschönen Gemüsegarten inklusive Türmchen hätten??? Nö, eigentlich nicht, wieso? …Hm.

Naja, ich hatte an dem Tag ja mit einer Linux meines Mannes fotografiert, die auch ganz gut war. Da würde sich schon was Brauchbares finden…

Zum Glück bat ich meinen Mann, doch noch ein Erinnerungsfoto von mir und unseren Begleitern zu machen und drückte ihm meine Kamera in die Hand…

„Warum hast Du denn die ganze Zeit im ‚Expressionismus Modus‘ fotografiert?“ fragte mein Mann trocken. Oweiah! Keine Ahnung, wie ich den an der mir ungewohnten Kamera eingestellt hatte. Und wieso ich das nicht bemerkt hatte. Peinlich. Und es bedeutete nun, daß niemand außer mir mein Lieblingsmotiv nach meinen Vorstellungen fotografiert hatte und daß meine Bilder alle farblich stark verfremdet und für den Druck unbrauchbar waren! Es geht doch nichts über klare Absprachen bei der Arbeit!

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Kurze Beratung. Dann stürmten wir alle noch einmal zurück in den Garten und fotografierten im Akkord. Und Country Charme 2014 bekam letztendlich wirklich meinen ‚Lieblingstitel‘.

Und unser Flugzeug bekamen wir übrigens auch noch …

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Ihr wollt jetzt langsam mal zum Sonntagskaffee? Verstehe ich gut!

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Aber die unglaubliche Tulpenpracht von Pashley Manor im Mai, die müßt Ihr unbedingt sehen! Ich schlage also vor: nächsten Sonntag, gleiche Zeit? Ich freue mich auf Euch! Und danke Euch bei der Gelegenheit herzlich für Eure interessierte und geduldige Gesellschaft und die netten Kommentare!

Eure Christel


23
Feb 14

Wiedersehen mit Sissinghurst, Teil I
Sissinghurst Revisited, Part I

_D2X0020_CD4Wenn man beim National Trust um eine Liste seiner zehn schönsten, bekanntesten und einflußreichsten Gärten bäte, der von Sissinghurst in Kent wäre mit Sicherheit dabei. Und mit größter Wahrscheinlichkeit rangierte dieser Garten ebenso weit vorne,  erkundigte man sich bei Landschaftsplanern oder Gartenjournalisten nach den wichtigsten Gärten Englands oder auch der ganzen Welt.

If you asked garden designers for the National Trust’s or Britain’s or even the World’s 10 most beautiful, famous and influential gardens, Sissinghurst in Kent would most probably be on the list.

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Ich besuchte Sissinghurst zuerst in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts (wie das klingt!) und dann immer wieder und war stets beeindruckt. Dann wurde Sissinghurst immer mehr zum Kult und von immer mehr Besuchern überschwemmt, irgendwann gab es nur noch Eintrittskarten mit streng vorgegebenem Zeitfenster. Nicht, daß ich mich darüber beschweren  dürfte! Ich war mir vielmehr natürlich bewußt, daß ich mit jedem Besuch in Sissinghurst ja selbst Teil dieses ‚Hypes‘ war!

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Aber das, was ich an einem Garten persönlich sehr schätze, nämlich den ‚genius loci‘, den ureigenen Geist des Ortes zu erspüren, das war in Sissinghurst fast nicht mehr möglich. In diesem Garten, der der ganz private Rückzugsort eines Ehepaares und seiner beiden Söhne und allenfalls der Gäste der Familie gewesen war, mußte man nun für jede Rose anstehen. Jede lange Sichtachse war mit Dutzenden von Leuten angefüllt und auf den teils schmalen Gartenwegen herrschte oft drangvolle Enge. Und all das mit Blick auf die Uhr, um sich an das vorgegebene Zeitfenster zu halten. Sissinghurst war einfach zu berühmt geworden!

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Sissinghurst was one of the great English gardens I visited frequently from the early days of my obsession with gardens. But some years ago I stopped visiting because the garden was so overcrowded that one could not feel the ‚genius loci‘ any longer. What had been the private retreat of a family and their guests, had become an event where you had to visit with a timed ticket and then to queue for every rose. Sissinghurst had just become too famous!

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Ich begann, Gärten zu bevorzugen, die nicht minder schön, aber viel weniger bekannt waren, wie z.B. der von Pashley Manor,  wo man den Tag verträumen konnte und der Garten sich privat und wie aus der geschäftigen Welt gefallen anfühlte (ich werde über diesen phantastischen Landsitz übrigens hier im März berichten).

Sissinghurst aber sah ich einige Jahre lang nicht wieder.

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I preferred visiting gardens like Pashley Manor in the two pictures above, which had preserved a much more tranquil and contemplative atmosphere.- Sissinghurst I did not see for quite a while.

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KING JOHN’S LODGE oder PROLOG ZU EINEM BESUCH IN SISSINGHURST

In meinem letzten Posting habe ich Euch King John’s Lodge bei Etchingham in East Sussex vorgestellt, ein wundervolles Manor House aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe von Sissinghurst. Und von dort aus wollte ich nun doch die Gelegenheit nutzen, Sissinghurst wiederzusehen.

Last May we stayed near Sissinghurst in a beautiful Jacobean manor house in the country: King John’s Lodge near Etchingham in East Sussex. And now I wanted to revisit Sissinghurst.

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Am fraglichen Morgen regnete es. Aber ehe wir am Frühstückstisch kleinmütig werden und etwa unseren Vorsatz, Sissinghurst einen Besuch abzustatten, aufgeben konnten, heiterte unsere Gastgeberin uns auf mit dem typisch englischen Satz: “ Oh but it´s beautiful ’soft rain‘! It will be wonderful weather for a garden visit !“ Sehr amüsiert und auch ein wenig beschämt von dieser typisch englischen Perspektive, die ’soft rain‘  als eine Variante von gutem Wetter betrachtet, machten wir uns also auf den Weg.

It was raining on the next morning. But our landlady had a very British, positive view about the rain, calling it „beautiful soft rain“. So we set out for Sissinghurst.

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‚Soft rain‘, sanfter Regen, ist in der Tat eher wie sehr hohe Luftfeuchtigkeit, wie ein hauchfeiner Schleier aus einem überdimensionalen Zerstäuber, der einem einhüllt wie mit einer sanften Liebkosung, so daß man erst nach einer Weile bemerkt, daß er einem dennoch durchnässen kann, wenn man nicht regensicher angezogen ist.

‚Soft rain‘ is rather like very dense humidity, which covers you like a tender veil.Only after some time you realize, that nevertherless it can get you wet to your bones, if you are not dressed adequately.

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SISSINGHURST
Das Torhaus von Sissinghurst Manor empfing uns unverändert. Der Eingang war flankiert von blühenden Rosmarinsträuchern.

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The gatehouse welcomed us with bushes of blooming rosemary.

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Innen, im sogenannten oberen Hof, blühte der Ceanothus mit seinem himmlischen Blau.

Inside the so called upper courtyard ceanothus was in its full heavenly blue bloom.

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In der Realität wie beim Fotografieren wirkt ‚ soft rain ‚ als natürlicher Weichzeichner. Dem Garten von Sissinghurst gab der über der Landschaft hängende feine Wasserdunst an jenem Maitag etwas träumerisch Melancholisches…

‚Soft rain‘ in reality as with photography added a dreamlike and melancholic quality to the garden of Sissinghurst on that day…

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…  und dem üppigen Frühlingsgrün gaben die feinen Wasserschleier eine unglaublich frisch gewaschene Qualität…

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… wie bei diesem Beispiel rund um die Statue eines jungen Gottes am Eingang zu Harold Nicolsons Nußgarten.

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… ’soft rain‘  gave the lush green of spring a georgeous look as if just freshly washed. Like in this example of the entrance to Harold Nicholsons beloved nut garden.

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Und da war sie, die vertraute, romantische Aura von Sissinghurst! In den großen Linien …

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…wie in der romantischen Frühlingsflora…

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…und in den sorgfältig gewählten architektonischen und dekorativen Details.

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And there it was back for me, the  romantic spirit of Sissinghurst!

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EIN UNGEWÖHNLICHES ZUHAUSE & EIN EBENSOLCHES FAMILIENLEBEN – An somewhat unconventional home and family life
Für mich war die Faszination von Sissinghurst stets auch damit verbunden gewesen, daß seine Bewohner…

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… innerhalb der malerisch bewachsenen historischen Mauern und …

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… inmitten der hochromantischen Atmosphäre des von ihnen geschaffenen Gartens eine doch durchaus unkonventionelle Ehe und ein eher ungewöhnliches Familienleben geführt hatten. Die englische Schriftstellerin Vita Sackville-West, aus adliger Familie und aus Knole, einem der größten Herrenhäuser Englands, stammend, hatte mit 21 Jahren den Diplomaten und Journalisten Harold Nicolson geheiratet.

Trotz zweier Söhne und unzähliger Liebesbriefe pflegte das Ehepaar lebenslang  zahlreiche gleichgeschlechtliche, außereheliche  Beziehungen, Vita zum Beispiel zu der berühmten Schriftstellerin Virginia Woolf. Stets aber beharrten die Nicolsons darauf, daß ihre Ehe glücklich sei.

Wer sich für die Details ihrer bewegten Lebens- und Ehegeschichte zwischen den Attituden der britischen ‚upper class‘ und der Boheme interessiert, der lese Victoria Glendinnings umfangreiche Biographie über Vita Sackville-West!

For me the fascination of Sissinghurst was always connected with the interesting story of the extravagant marriage and family life of its owners. Inspite of two sons and numerous love letters through many years, Vita and Harold both had many affairs, but always claimed their marriage to be a happy one.

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Vita, die aufgrund der Erbgesetze des englischen Adels als Frau ihr Elternhaus einem männlichen Verwandten überlassen mußte, verwand den Verlust des heißgeliebten Knole nie wirklich. Sissinghurst, das im Mittelalter eine Verbindung zu ihren Vorfahren gehabt hatte, war für sie auch eine Kompensation dieser großen Kränkung.

As a daughter Vita was not entitled to inherit her father’s estate. So Knole went to a male relative. So Sissinghurst, which had had some connection to Vita’s ancestors in Tudor times, was somehow also a compensation for her painful loss.

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Als Vita Sackville-West Sissinghurst im Mai 1930 als Wohnsitz für sich und ihre Familie kaufte,  bestand das Anwesen  in Kent aus einigen verstreuten, teils  mittelalterlichen Gebäuden inmitten eines völlig verwilderten und überwucherten  Areals. Den Eheleuten war bei diesem Kauf klar, daß sie sich damit gegen ein Höchstmaß an häuslichem Komfort entschieden, sondern daß es vor allem die Romantik der Lage des Landsitzes und seines Verfalls war, die sie anzog. Und die Möglichkeit, hier einen Garten fast aus dem Nichts zu erschaffen.

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When Vita bought Sissinghurst in May 1930, it consisted of some old buildings without any comforts and  heavyly overgrown grounds. The couple then was very much aware, that their decision was against cosy and comfortable conditions. Instead it was a vote for the romance of the location and its potential for starting to create a garden nearly from scratch.

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Im Magazin der Royal Horticultural Society beschreibt Vita 1953 Harolds und ihre Absicht: „Völlig einig waren wir uns jedoch über das Grundprinzips des Gartens: eine Kombination von langen axialen Gängen (…) und der intimeren Überraschung kleinerer geometrischer Gärten, die ungefähr so davon abgehen sollten wie die Zimmer eines riesigen Hauses von den Hauptkorridoren. Höchste Strenge der Gestaltung sollte verbunden sein mit maximaler Zwanglosigkeit der Bepflanzung.“

In 1953 Vita wrote in a magazine of the Royal Horticultural Society, that Harold and she had fully agreed on the principles for the layout of the garden. They had wanted a combination of long axes and smaller ‚garden rooms‘, which should be like the corridors and rooms of a house.The conceptual strictness should be combined with the most flamboyant and natural planting.

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In der Tat war es eine der einflußreichsten Ideen, die von  Sissinghurst aus in die Welt ging, einen Garten als Folge aus verschiedenen ‚Gartenräumen‘ mit unterschiedlichen Themen und Stimmungen zu konzipieren. Was allerdings die unterschiedlichen Gartenbereiche Sissinghursts zu wirklichen ‚Wohnräumen‘ macht, war ihre Nutzung durch die Nicolsons. Diese machten aus der Not eine Tugend und füllten das Gelände zwischen ihren Wohnräumen, die auf die vorhandenen, versprengten Gebäude verteilt waren, einfach mit ‚Gartenzimmern‘. So daß sich im Prinzip ein ‚Grundriss‘ aus überdachten und nicht überdachten Räumen ergab.

One of Sissinghurst’s most influential ideas was indeed to lay out a garden as a series of ‚rooms‘ with different themes and moods. But in addition to that the garden rooms of Sissinghurst functioned as the ‚missing parts‘ between their rooms in the various buildings which were scattered over the place.

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So wurde das ‚South Cottage‘ mit seinem sogenannten Cottage Garden, in dem sich die Schlafzimmer von Vita und Harold und das Wohnzimmer befanden, mit einem langen Eibengang verbunden  …

In the’South Cottage‘ with its so called ‚Cottage Garden‘, were the sleeping rooms of the couple and the drawing room. From here a long walk of clipped yew led to …

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… mit dem ehemaligen Pfarrhaus, wo sich das Eßzimmer der Familie befand…

… the former parsonage, where the family’s dining room was …

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Der angrenzende, berühmte und viel kopierte ‚weiße‘ Garten fungierte bei schönem Wetter als ‚open air‘ Speisezimmer.

The adjoining and most copied ‚White Garden‘ was used for al fresco dining, when the weather was fair enough.

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Der ‚obere Hof‘ bildet sozusagen die Freiluft-Diele zwischen…

The ‚Upper Courtyard‘ was a spacious reception room between …

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…der Bibliothek…

… the library …

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… und dem Turm aus Tudor-Zeiten…

… and the Tudor tower …

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… mit Vitas Arbeitszimmer.Jeden Tag die steile Wendeltreppe hier hinauf zu steigen, war bestimmt schon mal eine gute Fitnessübung!

… with Vita’s study …

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Vom Turm aus kann man übrigens herrliche Blicke genießen. Über den Garten…

There are spectacular views from the top of the tower…

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… und hinüber zu Sissinghurst Farm.

… to Sissinghurst Farm.

Jedenfalls: Ob Sommer oder Winter, Sonne oder Regen, Hitze oder Kälte, stets mußte man durch den Garten gehen, um zum Ort des Essens oder Schlafens oder Arbeitens zu gelangen. Die Gartenwege hatten gleichzeitig die Funktion von Korridoren und die ‚Wohnung‘ der Nicolsons bestand in der Tat buchstäblich aus überdachten und nicht überdachten Bereichen.Naturverbundener kann man fast nicht mehr wohnen!

In summer and winter, sun and rain, heat or cold, the family had to walk through the garden every day, to take their meals, go to sleep or to work. That surely created a life-style of being ultimatively close to the garden and to nature.

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Ich schlage nun vor, jetzt eine kleine Erfrischung im Restaurant zu nehmen! Seit ein Enkel von Vita, Adam Nicolson, zusammen mit dem National Trust das Projekt verfolgt, Sissinghurst als eine produzierende Farm wiederzubeleben, gibt es hier Schmackhaftes aus biologischem Anbau aus den wieder bewirtschafteten Obst-und Gemüsegärten von Sissinghurst! Einen Teil sieht man im Bild oben hinter dem Haus, in dem früher die Küche der Nicolsons lag.

Now I would like to opt for a little break and have something delicious in the restaurant. Adam Nicolson, a grandson of Vita and Harold, and the National Trust have instilled a project of making Sissinghurst a functioning ‚working farm‘ again as it used to be. So now you get delicious dishes and cakes in the restaurant, which are made from produce harvested on Sissinhurst’s grounds.

Demnächst werden wir uns dann die verschiedenen Gartenräume von Sissinghurst noch ein wenig näher anschauen! Den malerischen Cottage Garden zum Beispiel. Und den romantischen Obstgarten in seiner vollen Mai-Glorie.

Next time we will have another look at the various garden rooms of Sissinghurst! The lovely Cottage Garden for instance. Or the Orchard in full bloom.

Ich freue mich schon. Bis dann also!

I’m looking forward to it. See you!

Christel